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Dienstag, 8. September 2015

Die Spitze des Wahnsinns

Mein Leben. Ja, es ist schon ein wenig wie ein kunterbuntes Karussell. Es dreht sich immer weiter, aber man weiß dennoch nicht, wann es einen mal wieder aus der Bahn wirft. Wir schreiben Montag, den 17.August 2015. Eigentlich ist Alles auf Neuseeland ausgerichtet. Die Vorbereitung mitten im Gange. Dann schlägt wieder eine Bombe ein. Eine unscheinbare Email, die allerdings mal wieder Alles auf den Kopf stellen sollte.
Ich bekam eine Nachricht mit der ich zu diesem Zeitpunkt am aller wenigsten gerechnet habe. Eine Zusage von der Medizinischen Hochschule Hannover für mein Masterstudium. Da ist mir erstmal die Spucke weggeblieben. Wie bitte? Eine Zusage? Ja, ich bin tatsächlich unter den besten 25 in der Rangliste gelandet. Keine Ahnung, wie ich das geschafft habe, aber es stand da.

Für die einen stellt das nun ein Luxusproblem dar. Studium oder Reisen? Aber nicht für mich. Für mich ist damit erstmal eine Welt zusammengebrochen. Ich habe das Visum, Flüge und Alles für Neuseeland in der Tasche... Eigentlich habe ich mir gesagt, ich ziehe das jetzt durch, egal was von der Uni kommt. Aber wenn man dann mal die Zusage in Händen hält, kommt man doch ins Grübeln. Das war erstmal ein Schock, auch wenn es überragend ist, dass mir zwei solche Türen geöffnet wurden. 
Nachdem ich diese Überraschung verdaut hatte, habe ich mich die Tage danach dazu durchgerungen das Studium anzunehmen und Neuseeland nach hinten zu schieben. Dann kam aber der eigentliche Schock. Ich musste in Erfahrung bringen, dass das Working Holiday Visum für Neuseeland - anders als in Australien - nur einmal im Leben Beantragt werden darf. Also vereinfacht gesagt: Lasse ich das bereits genehmigte Visum nun auslaufen, kann ich es nie wieder beantragen. Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf. Schnell kristallisierte sich heraus, es gibt nur 3 Möglichkeiten:
  • Option 1: Studienplatz absagen und mit dem WHV nach Neuseeland gehen
  • Option 2: An der Uni einschreiben und trotzdem erstmal nach Neuseeland gehen
  • Option 3: Das Studium machen und das WHV für Neuseeland (für immer) verlieren
Option 2 scheint zunächst die einzige Variante zu sein, bei der ich Beides kombinieren kann. Aber nachdem ich mich damit etwas intensiver beschäftigt habe, musste ich schnell feststellen, dass diese Option nichts halbes und nichts Ganzes ist. Ich spare mir längere Ausführungen. Letzendlich hat es zu viele Nachteile für beide Seiten. Die Reise und das Studium. Hinzu kommt eine große Ungewissheit, ob sich diese Variante überhaupt so realisiseren lassen würde.

Es heißt also: Hop oder Top. Sekt oder Selters. Alles oder Nichts. Neuseeland oder Studium. Seit nunmehr 3 Wochen zerbreche ich mir den Kopf darüber und ich bin wirklich am Rande der Verzweiflung. Ich bin momentan echt psyschisch enorm angeschlagen. Der Zwang mich zwischen Studium und Reisen entscheiden zu müssen zermürbt mich. Beides sind wundervolle Optionen und es gibt eigentlich keine ernsthaften Nachteile auf beiden Seiten. Außer halt den Gegenpart aufgeben zu müssen. Und das kann mein Kopf und vor allem mein Herz nicht verarbeiten. Es ist das erste Mal, dass quasi meine Traumwelt des Reisens und meine Realwelt der gesellschaftlichen Normen direkt aufeinanderprallen. Beides kann nicht nebenher existieren. Es ist die Spitze des Wahnsinns und ich kann wirklich sagen, dass dies mit die schwierigste Entscheidung ist, die ich bis jetzt in meinem Leben treffen musste.

Ich schwenke fast jeden Tag hin und her. Meine Stimmung und Gemütslage ändert sich täglich. Heute Neuseeland, morgen Studium, übermorgen Neuseeland... Es ist zum verrückt werden. Langsam rennt mir auch die Zeit davon. Es ist nur noch einen Monat bis der Flieger nach Neuseeland gehen würde und nicht mal so lang bis das Studium anfängt. Ich muss mich also entscheiden. Besser gestern als heute. Ich habe mit vielen Menschen gesprochen. Ich habe mir Tage und Nächte um die Ohren geschlagen und Gedanken hin und her geschoben. Es half nichts!

Ich habe mir nun aber ein Herz gefasst und entschieden. Ich mache das Studium und lasse Neuseeland (wohl für immer) sausen. Glücklich bin ich mit der Entscheidung nicht. Das wäre ich aber auch nicht, wenn ich mich für Neuseeland und gegen das Studium entscheiden würde. Ich weiß es nicht.

Wie würdet ihr entscheiden?

Montag, 24. August 2015

3 Dinge, die man zum Reisen braucht - Teil 2

Zweitens: Die Flüge

Als Backpacker reist man mit dem Nötigsten und muss sich eigentlich nicht großartig den Kopf zerbrechen darüber, was der Morgen bringen wird. Da die Reisekasse aber häufig ebenso nur mit dem Nötigsten ausgestattet ist, ist eine der meist gestelltesten Frage von Backpackern, wie man am günstigsten von A nach B kommt. Und ehrlich gestanden, macht es manchmal richtig Spaß nach der günstigsten Alternative zu suchen. Komfort ist ein Fremdwort. Zeit spielt keine Rolle. Egal, ob die Transportfirma zertifiziert ist. Für den günstigsten Weg zum Ziel stellt man alle Parameter auf "flexibel". Hauptsache es kostet so wenig wie möglich :D Einfach nur ein Flug zu buchen, wäre zu einfach. DER Günstigste muss es sein.

Dieser Devise folge ich nun auch, wenn es darum geht, Flüge nach Neuseeland zu finden. Und ich werde Euch verblüffen, was Alles möglich ist. Wenn es darum geht, günstige Flüge zu finden, geht mir ein Herz auf. Wie schon erwähnt, kam für mich dieses Mal nur ein Hinflug in Frage. Für die Flugwahl habe ich natürlich meinen alten Freund "Skyscanner" befragt, der mir immer ein Schnapper auf dem Silbertablett servieren kann. Ich muss gestehen, ich habe bereits im Juli nach Flügen geschaut, um einfach mal zu sehen, was geht. Und ich habe tatsächlich bereits im Juli Teilflüge gebucht, obwohl ich mir noch nicht mal sicher war, ob es überhaupt nach Neuseeland gehen soll. Ich war weit vor meinem Point-of-No-Return. Aber die Flüge waren so spottbillig, dass ich einfach buchen musste :D Das ist so ein Backpackerinstinkt, wisst ihr. Das Risiko, dass ich die Flüge dann vielleicht doch nicht in Anspruch nehmen würde, war ich jedenfalls bereit einzugehen. Im Übrigen war mein erster gebuchter Flug die Strecke Dubai - Manila. Also völlig mittendrin irgendwo. Ich wusste zu dem Zeitpunkt weder, wie ich nach Dubai kommen soll, noch wie und wo es dann von Manila weitergehen soll. Warum ich als erstes einen Flug mittendrin buche? Haha, ich glaube diese Logik kann man nur verstehen, wenn man selbst einmal als Backpacker unterwegs war.

Ok, genug gequasselt. Hier ist der Reiseplan. Am 12. Oktober geht es los. Und zwar von Prag. Wie ich nach Prag komme, weiß ich noch nicht. Aber das sollte eine Leichtigkeit sein. Von Prag geht es dann mit Ukrainian Airlines zunächst nach Kiew, wo ich 6 Stunden Aufenthalt habe. Der Anschlussflug geht weiter nach Dubai. Ich hoffe inständig, dass der Flieger das Krisengebiet in der Ostukraine umfliegen wird, denn die Luftlinie nach Dubai führt genau über dieses Gebiet. Falls es nicht umflogen wird, naja dann muss ich es eben nehmen wie es kommt ;-) Der Flug von Prag nach Dubai hat mich 126€ (inkl. Gepäck) gekostet und war im übrigen auch der einzige und letzte Flug, den ich erst nach Beantragung des Visums gebucht habe.
In Dubai wird dann in schöner alter Backpackermanier am Flughafen das Lager aufgeschlagen und dort übernächtigt irgendwo. Am nächsten Tag geht es abends dann mit Cebu Pacific für unschlagbare 90€ über Nacht nach Manila auf die Philippinen. Nur mit Handgepäck hätte ich das Ticket sogar schon für 60€ bekommen. 60€ für 7000km!!! Ich hoffe ihr versteht nun, warum ich bei diesem Deal einfach zuschlagen musste :)
Dann gibt es erstmal ein kleines Päuschen in Manila. Manila? Da war doch was. Genau. Mel, mit dem ich in Karratha (Australien) zusammen gearbeitet habe, wohnt in Manila. Und selbstverständlich hat er mir sofort Unterkunft angeboten, als er davon gehört hat. Wer hätte gedacht, dass ich innerhalb von 2 Jahren gleich dreimal auf die Philippinen reisen würde. 2 Wochen werde ich dort insegsamt verbringen.
Festhalten. Dann kommt auch schon der nächste Kracher. Wieder mit Cebu Pacific geht es von Manila am 28.Oktober nach Sydney. 6300km. Na, was schätzt ihr für wieviel? Unglaubliche 48€. Mit Gepäck 75€. Wahnsinn. Fast schon zu günstig, um wahr zu sein. Cebu Pacific, das gibt mehr als 2 Daumen nach oben. Aber das ist natürlich nur Nebensache, wenn ich daran denke, dass ich nach 2 Jahren Abstinenz wieder in mein zweites zu Hause für zumindest 2 Wochen zurückkehren kann. Australien. Wenn ich nur allein daran denke, kommen Erinnerungen hoch und mir wird klar. Mein Leben ist einfach nur geil :) Natürlich habe ich auch in Sydney schon Unterschlupf gefunden. Tahla wird mich freundlicherweise aufnehmen für 2 Wochen. Es ist einfach nur unbeschreiblich schön. Du fliegst um die ganze Welt und egal wo du landest, Freunde warten auf dich und nehmen dich auf.
Den Schlusspunkt setzt der Flug mit Jetstar am 11. November, der mich von Sydney nach Auckland und damit auch nach Neuseeland bringen wird. Kostenpunkt: 76€ + 20€ Gepäck.

So, hier noch einmal zur Übersicht:



Man kann also tatsächlich für 387€ (Oneway) nach Neuseeland kommen. Hätte ich nie für möglich behalten. Wenn man nur mit Handgepäck reisen würde, hätte man schon für ungefähr 300€ fliegen können. Die günstigsten Oneway-Flüge nach Neuseeland kosten eigentlich mindestens um die 650€. Und wie gesagt, selbst für Unterkunft in Manila und Sydney ist schon gesorgt. Was will man mehr? Das Ziel, am günstigsten von Deutschland nach Neuseeland zukommen, habe ich weit übertroffen, würde ich sagen :)


Drittens: Auslandskrankenversicherung

2 essentielle Dinge hätten wir damit. Was braucht man noch unbedingt? Eine Auslandskrankenversicherung sollte man unbedingt haben. Sonst kann man sich wirklich in den Ruin stürzen. Das ganze ist auch keine großer Aufwand. Man muss halt nur etwas Geld in die Hand nehmen. Ich habe ein wenig im Internet recherchiert und habe dann innerhalb eines Tages  eine Auslandskrankenversicherung bei der Hanse Merkur abgeschlossen für 2 Jahre. Die Monate, die ich nicht in Anspruch nehme, werden mir zurückerstattet. Ich habe deshalb die Höchstdauer erst einmal abgeschlossen, weil ich beim letzten mal schon das Problem hatte, Anschlussversicherungen zu finden. Fast keine Versicherung nimmt dich unter Vertrag, wenn du bereits im Ausland bist. Da man nie weiß, was kommt, wollte ich diesem Problem aus dem Weg gehen. Die USA und Kanada sind dort sogar mit inbegriffen. Da diese Länder extrem hohe Kosten im Gesundheitswesen verursachen, muss man dafür normalerweise extra bezahlen. Hier sind sie aber glücklicherweise mit inbegriffen. Kostenpunkt für 2 Jahre Auslandskrankenversicherung: 864€. 36€ pro Monat. Klingt viel, kann einen unter Umständen aber vor dem Ruin bewahren ;-)


Damit hätten wir 3 Dinge, die man zum Reisen braucht. Visum, Flug und Auslandskrankenversicherung. Es kann theoretisch losgehen.

Natürlich gilt es sich noch ein paar mehr Gedanken zu machen und es gibt noch ein paar mehr Dinge zu erledigen bevor es losgeht. Aber darin bin ich ja schon geübt haha.
  • Was passiert mit der Wohnung und den Möbeln?
  • Wo kann ich mein Hausrat unterstellen?
  • Internationalen Führerschein beantragen
  • dem Arbeitsamt einen Besuch abstatten
  • Verträge kündigen, Abmeldungen und Ummeldungen
  • Allen klar machen, dass man schon wieder abhaut :D

Donnerstag, 13. August 2015

3 Dinge, die man zum Reisen braucht - Teil 1

Hallo ihr Lieben, 
es geht auf in die Planung. Es fühlt sich richtig gut an während ich hier so schreibe. Endlich sind diese ganzen Gedanken des Hin-und-Her-Gerissenseins verschwunden und ich kann mich langsam aber sicher entspannen und mich freuen auf das, was vor mir liegt. Aber kommen wir zum Thema. Es gibt genau 3 unabdingbare Dinge, die man benötigt bevor man auf eine solche Reise aufbricht. Ohne diese 3 Dinge geht es nicht. Ihr fragt Euch jetzt: Wie? Nur 3 Dinge? Das war es schon für so eine große und umfangreiche Reise? Hätte mir das jemand vor meinem ersten Trip gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber ja, 3 Dinge reichen tatsächlich aus. Alles andere regelt sich meistens von selbst oder kann auch während der Reise noch in Angriff genommen werden.

Erstens: Das Visum

Klar, ohne gültiges Visum geht gar nichts, außer vielleicht etwas Kurzurlaub in Deutschland oder der EU. Aber bevor man ein Visum beantragt, benötigt man einen Reisepass, der auch noch mindestens 6 Monate nach dem Aufenthalt in dem jeweiligen Land gültig ist. Mein alter Reisepass wäre im Februar 2016 abgelaufen. Ich brauchte also einen Neuen. Das war mir auch ganz recht, denn der alte hatte mittlerweile so viele Stempel, dass es eines der wertvollsten Souvenirs meines ersten Trips geworden ist und ich ungern das Risiko eingehen möchte, diesen irgendwo zu verlieren. Ich habe also beim Bürgeramt in Berlin einen neuen Reisepass beantragt. Das geschah bereits im Juni und war eigentlich die erste Amtshandlung überhaupt für diesen Trip obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal wusste, dass ich wirklich wieder auf Reisen gehe. Aber einen Reisepass braucht man ja so oder so in den nächsten 10 Jahren einmal. Für saftige 64 Euro habe ich nun wieder 32 Seiten, aud denen  ich fleißig Stempel sammeln kann.
Mit dem neuen Reisepass konnte ich nun das Visum beantragen. Bis zum 4.August habe ich es herausgeschoben. Dann habe ich den Point-of-No-Return erreicht. Diesen Punkt bezeichne ich als den Moment, an dem man sich zu 100% entscheidet, dass man die Sache durchziehen wird. Es ist der Punkt, an dem man aufhört Vor- und Nachteile abzuwägen und zwischen Bauchgefühl und Verstand zu schwenken. Ab diesem Punkt schaut man nur noch nach vorn. Es gibt kein zurück mehr sozusagen. Für solch eine Reise muss jeder seinen Point-of-No-Return finden, denn wer nicht zu 100% hinter seiner Entscheidung steht, bleibt besser zu Hause. Der Point-of-No-Return ist häufig der Moment, in dem man eine große Investition bezüglich dieser Reise tätigt (Visum, Flüge, Ausrüstung etc.) Bei meinem ersten Trip hatte ich diesen Punkt nach dem Vorbereitungsworkshop in Berlin erreicht als ich beschlossen hatte Flüge und Visum zu buchen. 
Am 4.August habe ich also das Visum beantragt. Der Antrag wird natürlich auch online gestellt und ist an sich keine große Hürde, wenn man kein Bombenleger, Menschenhändler oder Chirurgietourist ist. Eigentlich dachte ich, dass ich das Visum wie bei Australien schon nach ein paar Minuten genehmigt bekommen würde. Denkste. Eine Frage beim Antrag hat mich in den Dreck geritten. Und zwar wurde ich gefragt, ob ich mich denn in den letzten 5 Jahren mehr als 3 Monate in Ländern mit hoher Tuberkulosegefahr aufgehalten hätte. Sämtliche Länder in Südostasien und im Pazifik gehören natürlich dazu :( Ich notlüge ja manchmal gern, aber beim Visumsantrag ist mir das zu heikel und ich bejahte die Frage. Prompt folgte - nachdem ich die Visumsgebühren von 100€ wohlgemerkt bezahlt hatte ;) - eine Aufforderung der neuseeländischen Immigrationsbehörde, ich müsse ein Röntgenthorax machen lassen und innerhalb von 15 Tagen dorthin schicken. Erstmal dachte ich mir, ob die überhaupt eine Ahnung haben, wie schwer bzw. unrealistisch es ist, in Berlin überhaupt einen Arzttermin innerhalb von 15 Tagen zu bekommen; geschweige denn die Resultate dann auch noch nach Neuseeland zu schicken. Dann musste es auch noch ein "Panel Physician" sein, also ein Vertragsarzt der von der neuseeländischen Immigrationsbehörde auch zertifiziert dafür wurde. Nur so als Info: In ganz Deutschland gibt es genau 5 Vertragsärzte!!! Ein ganz großer Witz ist das, dachte ich mir. Gott sei Dank, waren 2 davon in Berlin. OK, Challenge accepted. Beim Ersten angerufen. "Die Praxis ist bis 18.August wegen Umbauarbeiten geschlossen". Da war es nur noch Einer :D 
Dort haben ich dann tatsächlich auch noch zügig einen Termin bekommen. Einmal durch ganz Berlin gegurkt bis nach Zehlendorf. Gut, aber immer noch angenehmer als zum nächsten Vetragsarzt nach Hannover zu fahren haha. Das ganze Prozedere ging recht schnell und ich bin weitere 57€ für das Röntgen losgeworden. Dann erschloss sich mir auch der Sinn dieser Vertragsärzte. Es gibt nämlich ein elektronisches System, in dem die Vertragsärzte eine digitale Patientenakte anlegen und dann alle Resultate des Röntgens direkt an die Immigrationsbehörde von Neuseeland übermitteln. Also letztlich ist es doch ein sehr effizientes Prozedere und auch angenehm für mich, da ich nichts weiter mehr machen musste. Ich war beeindruckt. Aber die Frage bleibt offen, was denn all diejenigen machen, die nicht in unmittelbarer Nähe eines Vertragsarztes wohnen.
Aber wie auch immer, ein paar Tage später bekam ich dann die Genehmigung für das Visum. Insgesamt 211€ ärmer, aber der Grundstein ist gelegt. Das Visum konntet ihr ja schon im letzten Post sehen. Wohooooo...


Sonntag, 9. August 2015

The Show Must Go On!

Was ist das denn jetzt hier, bitte??? Ein kleiner PR-Scherz oder? Wo ist der alte Blog? Wo bin ich? Jetzt sag doch endlich mal.

Keine Panik, meine Lieben. Die Konfusion wird sich schon gleich auflösen. Setzt Euch erstmal hin und gönnt Euch einen Beruhigungstee. Um es gleich vorweg zu nehmen. Ja, der Wahnsinn geht weiter. Die Synapsen sind einmal mehr durchgebrannt und es kam zu einer Kurzschlussreaktion. Ich werde wieder meine Tasche packen und hinaus in die weite Welt flanieren. Boooom!!! Jetzt steht bei Euch die Kinnlade genau soweit offen, wie bei mir.
Ist der verrückt geworden? Was tust du? Haben dich alle guten Geister verlassen? Fragen, die ich mir die Tage auch stelle. Aber Fakt ist, dass meine Entscheidung steht. Ich werde noch einmal als Backpacker losziehen.

Wo solls hingehen und für wie lang?
Erklärt mich für verrückt, aber ich werde es tatsächlich noch mal auf einem Work and Holiday Visum versuchen. Somit kommen eigentlich nur Kanada und Neuseeland in Frage. Eigentlich ist Kanada ganz oben auf meiner Liste, aber da es dort nur limitierte Visas gibt jedes Jahr und die Bewerbungsfrist schon verstrichen ist, fiel die Wahl ziemlich schnell auf Neuseeland. Außerdem bekommt man das WHV für Neuseeland nur bis 30 und das für Kanada bis 35. Nicht, dass ich jetzt schon auf mein Alter achten müsste, aber sicher ist sicher... ;-D Beim Zeitraum möchte ich mich nicht festlegen. Es kann nach 3 Monaten vorbei sein oder später. Bei meinem ersten Trip sind auch aus 1 Jahr plötzlich 3 Jahre geworden. Richtig geil wäre ja Neuseeland, dann ein bisschen durch die USA tingeln und dann noch Kanada dran hängen. Die einen sagen jetzt: Ist das ein geiler Typ. Die anderen: Ach du Scheiße, hat der Einen sitzen. Meine Antwort: Beides entspricht der Wahrheit! Mitte Oktober soll es losgehen.

Wie komme ich zu der Entscheidung?
Ich möchte Euch jetzt nicht wieder mit einem ewig langen Text über meine Gefühle und Geschehnisse zuhäufen. Ich mache es kurz. Vorletzte Woche hatte ich nochmal ein Aufnahmetest an einer Uni. Leider muss man immer solang auf das Ergebnis warten. Aber in der Woche danach wurde mir dann bewusst, selbst wenn ich eine Zusage bekomme, muss ich mich ja dann doch letztendlich zwischen Uni und Reisen entscheiden. Also griff ich dem Resultat vor und habe mich entschieden. Für das Reisen! Eine Antwort, warum ich mich so entschieden habe, kann ich Euch nicht geben. Diese Entscheidung kann ich nicht rational erklären. Es wird wohl letztendlich eine Kombination gewesen sein aus dem Fernweh, aus den Umständen, die ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland vorgefunden habe, und meinen Perspektiven für die Zukunft. Damals wusste ich genau, wieso ich das will. Aber dieses Mal ist es wirklich eine Entscheidung aus dem Bauch heraus. 
Ich muss letztendlich sagen, dass der Zeitpunkt, es noch einmal zu wagen, dieses Mal nicht besser sein könnte. Damals musste ich schmerzhaft meinen Job aufgeben, meine geliebte Wohnung zurücklassen und von meinen Freunden loslassen. Dieses Mal ist es ganz anders. So richtig hält mich eigentlich nichts in Berlin. Weder der Job, noch mein zu Hause und Umfeld. Ich müsste daher jetzt eh irgendwo wieder neu anfangen. Zurücklassen würde ich dieses Mal wesentlich weniger. Lediglich ein WG-Zimmer mit ein paar IKEA-Möbeln und eine tolle Zeit in Berlin. Selbst auf Arbeit muss ich nichtmal kündigen, sondern meinen Vertrag einfach auslaufen lassen.

Da bin ich nun also. Vor einem Jahr noch geschrieben, dass ich mir so einen langen Trip als Backpacker nicht nochmal vorstellen könnte. Und jetzt? Jetzt bin ich am Anfang eines neuen Abenteuers. Aber so ist das Leben. So richtig Vorfreude ist aber noch nicht da, weil ich mich schon eher die meiste Zeit noch die Frage stelle, was ich da eigentlich gerade mache und ob ich sämtliche Relationen zur Realität verloren habe. Aber ich bin mir sicher, je näher der Trip kommt, desto mehr wird die Vorfreude steigen und desto stärker stehe ich auch hinter meiner Entscheidung.
Dennoch ist dieses Mal natürlich einiges anders. Ich weiß bereits, was mich erwartet, was einen riesen Unterschied zu meinem ersten Trip darstellt. Damals habe ich mich sehr früh eingelesen und schon ca. 5 Monate vorher angefangen Alles zu planen und zu buchen. Dieses Mal habe ich gute 2,5 Monate vor Abreise überhaupt erstmal angefangen mich mit dem Thema Neuseeland zu beschäftigen. Was ich über Neuseeland weiß? Bis jetzt nicht wirklich viel :-D Dadurch geht natürlich etwas der Reiz der ganzen Vorbereitung und die Vorfreude verloren. Auf der anderen Seite bin ich so froh, dass ich das ganze Kapitel der Vorbereitung schon einmal durchgemacht habe. Ich weiß worauf ich mich einlasse und auf welche Dinge ich achten muss. So weiß ich genau, welche Dinge ich einpacken muss und welche eigentlich überflüssig sind. Auch stehe ich dieses Mal nicht vor der Entscheidung, ob ich einen Open-Return-Flug buche oder nicht. Ich bin mir sicher, dass ich einen Weg nach Hause finden kann und alles andere als einen One-Way-Flug nur unnötig Flexibilität rauben würde. Ich brauche keine Englischkurse oder andere Vorbereitungskurse, denn ich weiß, dass ich mich locker dort unten bewähren und Jobs finden kann. Insgesamt geht man also wesentlich entspannter an das gesamte Thema heran und lässt die Dinge mehr auf sich zukommen. Ich bin halt mittlerweile ein alteingesessener Backpacker :D

Es geht also wieder los. Ich muss gestehen, jedes Mal, wenn ich in den letzten Monaten zurückgedacht habe an diese unglaublichen Momente des Reisens, ist mir das Herz aufgeblüht. Dieses Roadtripfeeling, diese unerwarteten Wendungen, diese sonnigen Tage am Strand, das Zusammenleben im Hostel und und und... all diese Erinnerungen und das gleichzeitige Ausschütten von Glückshormonen zeigen mir, wer ich wirklich bin. Auch wenn ich es nicht wahr haben möchte, aber ich will mehr davon :) Ein starker Einfluss und wahrscheinlich auch ein Faktor, warum ich mich letztendlich so entschieden habe, kam auch von Außen in den letzten Monaten. Viele Freunde sagten, mir, dass es blödsinnig wäre, wenn ich jetzt studieren gehe, obwohl ich genau weiß, ich möchte danach nochmal reisen gehen. Und sie haben recht. Dennoch ist das wohl die Frage, die mich in den letzten Wochen am meisten quält. Schieße ich mir mit einen weiteren Backpackertrip ein Eigentor für Studium und Karriere? Ein mal weg gewesen. Gut OK. Aber Zweimal? Aber naja, die Antwort auf diese Frage weiß nur die Zukunft. Ganz viel Positives habe ich in den letzten Wochen hier aus dem Blog (als er noch Sebastian goes Australia war) gezogen. Immer mehr Leute schreiben mir ihre Geschichte. Sie sagen, ich hätte sie inspiriert und mein Blog wäre ein Vorbild. Ja, sie behaupten sogar mein Blog wäre Schuld daran, dass sie ihre Jobs gekündigt hätten und dadurch ihren Weg im Leben gefunden hätten. Unfassbar geil oder? Auch, wenn ich Viele von Euch nicht persönlich kenne, aber danke danke und nochmals danke. Solche Zuschriften und Kommentare geben mir so viel Kraft, denn sie zeigen mir, dass meine Abenteuer auch einen Nutzen haben. Als Vorbild bezeichnet zu werden ist toll, denn es zeigt mir, das mein Weg im Leben keineswegs der falsche Weg sein kann. Negatives höre ich eigentlich nur von Leuten hier in Deutschalnd. Aber auch für diese Kritik bin ich durchaus dankbar, denn sie hält mich davon ab den Pfad der Vernunft zu verlassen und unüberlegte Dinge zu tun. 
Was mich immer noch und immer wieder von den Socken haut, ist wie eng und verbunden diese Backpackerfamilie ist. Ich habe kaum erwähnt, dass ich nach Neuseeland gehe, schreiben mir so viele Freunde aus der ganzen Welt. Sie beglückwünschen mich. Sie laden mich ein, falls mein Weg bei Ihnen vorbei führt, sie freuen sich mich irgendwo in der Werlt wieder zu sehen, ja sie sagen sogar, sie werden mich besuchen kommen. Es ist wohl eines der größten Geschenke, wenn man die Welt bereist. Freunde zu haben auf der ganzen Welt, ist einfach unbezahlbar. Egal wohin du gehts, ich habe mittlerweile das Gefühl ich bin nie allein.
Natürlich hoffe ich aber schon auch irgendwie auf die Erleuchtung während dieses Trips. Einen Weg muss es ja schließlich geben für meine Zukunft. Insgeheim hoffe ich, dass mir klar wird, dass ich nicht noch einmal so atemberaubende und einzigartige Erfahrungen machen kann, wie auf meiner ersten Reise. Ich hoffe, dass ich diese zweite Reise sozusagen als eine Art Kur nutzen kann, die mir ein wenig die Lust am Reisen nehmen kann. Ich weiß, dass klingt etwas paradox. Reisen, um vom Reisen loszukommen? Ja, die nächste Reise soll mir quasi nach diesen unglaublichen Erlebnissen der letzten 3 Jahre diesen Reisedrang nach und nach ausschleichen, in dem mir bewusst wird, dass einfach nicht mehr geht und ich mich "endlich" gesellschaftlich integrieren möchte. Aber gut, dass sind jetzt alles nur Spekulationen und Wünsche. Es kommt sowieso immer anders.

So jetzt seid ihr wieder up-to-date. Freut Euch, es wird schon bald wieder unglaubliche Geschichten zu berichten geben. Ich weiß, der ein oder andere ist schon ganz zappelig und will endlich wieder Reiseberichte lesen und Bilder sehen. Backpacker Seb ist zurück aus dem Ruhestand und kommt euren Wünschen nach ;-)

Kia Ora,
Seb


Noch ein kleines Nachwort:
Mein erster Trip von 2011 bis 2014 war wunderschön und ich möchte ihn auch als solchen in Erinnerung behalten. Aus diesem Grund ist mein Blog Sebastian goes Australia zwar immer noch erreichbar, aber zum 8.8.2015 habe ich dort sämtliche Aktivitäten eingestellt. Sebastian goes Australia würde nicht mehr den Zweck erfüllen, für den es einmal angedacht war. Aus Australien ist nun die Welt geworden. Und aus diesem Grund ist es Zeit für einen neuen Blog mit neuem Design. Diesem Blog. Backpacker Inside.
Ich habe eine Kopie des Blogs "Sebastian goes Australia" gezogen, welche weiterhin unter der bekannten Adresse des Blogs ereichbar ist. Den originalen Blog habe ich in diesen hier umgewandelt. Also wundert Euch nicht, alle vorherigen Follower folgen jetzt natürlich diesen Blog und auch die Besucherstatistik läuft natürlich unermüdlich weiter als ob es diesen Blog schon seit 2011 gegeben hätte. Das Allerwichtigste aber: Alle Posts und Kommentare habe ich eins zu eins von Sebastian goes Australia übernommen. Also im Prinzip ist dieser Blog wirklich nichts anderes als eine Fortführung des alten Blogs, nur mit neuem Namen und anderem Layout. Zudem habe ich ein wunderbares Zitat für diesen Blog gefunden, dass besser nicht passen könnte: "Travelling - it leaves you speechless, then turns you into a storyteller" (auf Deutsch: Reisen - es macht dich erst sprachlos und dann zum Geschichtenerzähler.) Wie passend oder? Seit mittlerweile 4,5 Jahren erzähle ich meine Geschichte hier. Aber ihr könnt mir glauben, ich war mehr als nur einmal sprachlos in diesen Jahren.

So, beim nächsten Post packen wir dann endlich wieder diese philosophisch und emotional gelandenen Beiträge beiseite. Dann gibt es mehr zu lesen über die Vorbereitung, Flüge, Visum und was sonst "mal wieder" alles so auf dem Programm steht. So und wenn ihr mir jetzt immer noch nicht glaubt, dass ich es ernst meine, dann hoffe ich, nimmt Euch das die letzten Restzweifel.




Donnerstag, 9. April 2015

Welche Tür soll ich nehmen?

Womit wir nun auch zum letzten Punkt kommen. Was sind meine Pläne?

Wenn man denkt, so eine Reise öffnet einen die Augen und danach weiß man, was man will. Weit gefehlt! Ich befinde mich gerade in einer Situation, in der mir eigentlich alle Türen offen stehen, ich mich aber nicht entscheiden kann, welche Tür ich nehmen soll. Ich bin einfach hin und her gerissen. Auch wenn man sich noch nicht bewusst für Etwas entschieden hat, unbewusst gibt einen der Verstand oder das Bauchgefühl jedoch meist schon ungefähr die Richtung vor. Meine Entscheidung wegzugehen war hart, aber insegeheim war sie von der ersten Sekunde als die Idee aufkam beschlossene Sache. Das Problem gerade ist, ich kann mich nicht entscheiden, wo der Weg hingehen soll. Nicht einmal unterbewusst. Ich wollte das Jahr jetzt in Berlin nutzen, um mir meiner Zukunft bewusst zu werden. Aber irgendwie werde ich mir nur jeden Tag bewusster, was ich nicht möchte. Im Büro sitzen. Ich habe das Gefühl, der Büroalltag zermürbt mich früher oder später. Ja, ich bin mir bewusst, dass dies der Arbeitsalltag nun mal mit sich bringt. Ich finde es nur unheimlich schade, wenn diese über die letzten 3 Jahre mühsam gewonnene Kreativität, Antriebsstärke, Abenteuerlust und Abwechslungsreichtum einfach so jeden Tag vor dem Bildschirm in meinem Büro verpufft. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich mehr Lebenszeit verschwende als produktiv zu nutzen. Mein Chef hat mir sogar einen unbefristeten Vertrag in Aussicht gestellt und die Firma würde sogar Kosten eines Masterstudiums übernehmen. Im Gegenzug müsste ich mich natürlich einige Jahre an die Firma binden. Jeder Mensch würde das als ein Geschenk vom Himmel ansehen. Ich nicht. Mir war nach einigen Tagen schon klar, dass es natürlich finanziell verlockend ist, aber ich nicht über Jahre an die Firma binden möchte.

Wo soll es also beruflich hingehen? Habe ich das komplett Falsche studiert? Falls ja, in was sollte ich sonst meine Berufung finden? Es wäre zu einfach zu behaupten, ich bin im falschen Berufsfeld, denn eine wirkliche Alternative habe ich auch nicht vor Augen. Alles, was ich weiß, dass mir die Arbeit mit Menschen und im Freien in Australien riesig Spaß gemacht hat. Das kann natürlich aber auch daran liegen, weil ich immer genau wusste, in ein paar Monaten bin ich wieder weg. Der Job als Barkeeper in Australien war die entspannteste, aufregendste Arbeit bis jetzt überhaupt, wo ich auch mit Leib und Seele dabei war. Aber möchte ich wirklich in 30 Jahren noch Getränke mischen? ...oder auch Unkraut sprühen oder im Supermarkt an der Kasse stehen? Nein. Ich denke, ich bin nicht komplett falsch in meinem Berufsfeld. Denn immerhin ist der Inhalt interessant und ich kann hier was erreichen. Ich muss nur einen Weg finden, wie man den Büroalltag kreativer und abwechslungsreicher mit mehr Verantwortung gestalten kann. Oder sogar die Arbeit ab und an vom Bildschirm weglotsen kann.
Neben der beruflichen Frage beschäftige ich mich aber auch stark mit meinem sozialen Umfeld. Berlin ist eine schöne, aufregende, multikulturelle, weltoffene Stadt. Wie geschaffen für junge Leute, die gerade aus 3 Jahren Abenteuerurlaub zurückgekommen sind. Allerdings fällt mir schon auf, dass ich nach mittlerweile fast 10 Monaten eigentlich immer noch hauptsächlich mit Freunden meine Zeit verbringe, die ich von früher kenne oder eben vom Reisen. Wirklich neue Leute habe ich in Berlin nicht kennengelernt. Leute sagen immer, das braucht Zeit. Fakt ist aber, dass ich mich immer noch nicht wirklich heimisch fühle in Berlin und ich ungeduldig bin. Mein Herz hängt eigentlich immer noch mehr in Hannover.
Neben der beruflichen Frage und dem sozialen Umfeld beschäftigt mich aber auch noch ein dritter Punkt. Ich verfolge natürlich immer noch all diejenigen, die ich auf Reisen getroffen habe bzw. treffe mich sogar mit  ihnen. Wie schon erwähnt, sind das die Momente, wo ich mich momentan am wohlsten fühle. Sie lassen mich sofort wieder eintauchen; in die Welt der unbegrenzten Sorglosigkeit und paradiesischen Gelassenheit... in die Welt eines unbeschwerten Backpackers für den es diese alltäglichen Probleme überhaupt nicht gibt. Wenn ich auf Facebook einen Beitrag sehe, wo jemand schon wieder hingereist ist und er dann auch noch Bilder postet, werde ich wehmütig und neidisch und könnte am liebsten morgen meine Koffer packen.

OK. Lange Geschichte kurz gemacht. Letztendlich tendiere ich immer mehr dazu im Oktober Berlin wieder zu verlassen, da mich hier im Moment nicht wirklich viel hält. Beruflich sehe ich es für sinnvoll an nochmal studieren zu gehen. Über Monate habe ich mir dazu den Kopf zerbrochen. Ich denke (weiß es aber nicht genau), dass ich meinen Master in Public Health machen möchte. Bevorzugter Studienort wäre natürlich Hannover, obwohl ich auch nicht abgeneigt wäre im Ausland zu studieren, wenn es realisierbar ist. der Vorteil eines Studiums wäre natürlich auch, dass man nochmal eine Menge neuer Leute kennenlernt und für längere Zeit um sich herum hat.
Aber der Fakt, dass mich nicht nur wirklich viel in Berlin sondern eigentlich auch in ganz Deutschland hält, lässt natürlich auch noch andere Gedanken aufkeimen. Ihr könnt es Euch schon denken? Ja genau. Einfach noch mal die Koffer packen und hinaus in die weite Welt. Wer hätte gedacht, dass ich mir diese Frage wirklich noch einmal stellen würde. Ich wohl am wenigsten. Aber ich meine, die meisten meiner Freunde hier in Deutschland haben sich niedergelassen, sind ruhiger geworden, bekommen sogar Kinder, bauen sogar Häuser. Sie sind in völlig anderen Lebensphasen als ich es bin; auch wenn wir im selben Alter sind. Eine Freundin ist nicht da, mein Arbeitsvertrag endet im September und Berlin ist bis jetzt auch nicht mein place-to-be. Demzufolge könnte ich ab Oktober eventuell (mal wieder) ein neues Leben anfangen. Gibt es einen besseren Zeitpunkt, um einfach noch mal die Welt und vielleicht auch sich selbst zu erkunden? Ich bin "erst" 27. Machbar wäre es.

Und da sind wir bei dem Dilemma. Studieren oder doch nochmal Backpacking oder einfach niederlassen und ankommen? Ich versuche Vor- und Nachteile abzuwägen. Mein Verstand sagt Studieren. Mein Herz sagt Reisen. Mein Bauchgefühl sagt, ich soll die Welt erkunden. Mein Kopf sagt, schau der Realität ins Auge und lass dich nieder. ICH WEIß ES EINFACH NICHT!!! Es gibt nicht mal eine Tendenz, die ich unterbewusst bevorzugen würde. Ich weiß nicht mal mit voller Sicherheit, ob es überhaupt sinnvoll ist, zu studieren oder mehr von der Welt zu sehen. Ich habe wirklich Angst davor, ich könnte es nochmal wagen die Koffer zu packen. Es fällt mir dieses Mal schon schwer in den Alltag zurückzukehren. Wie würde das beim nächsten Mal aussehen? Ich habe große Angst, dass die Welt des Reisens ein normales Leben irgendwann nicht mehr möglich macht; sozial als auch beruflich. Auf der anderen Seite weiß ich genau, ich würde es wohl irgendwann bereuen, die Möglichkeit nicht ergriffen zu haben dieses einzigartige Lebensgefühl auf Reisen noch einmal ausgelebt zu haben. Wie gesagt. Ich bin 27, nicht 40 und ohne jegliche Verpflichtungen in Deutschland.
Aber Angst und Reue halten sich seit Wochen und Monaten in der Waage. Ich hoffe, dass eine Seite demnächst an Gewicht gewinnen wird, um mir eine Entscheidung zu ermöglichen. Menschen in meinem Umfeld sind dabei nicht wirklich eine große Hilfe im Moment. Leute hier in Deutschland sagen mir natürlich ständig, ich muss meine Karriere voranbringen, mich niederlassen und jetzt wieder in der Realität ankommen. Das kann ich nachvollziehen, aber sie kennen halt nicht die andere Seite der Medaille. Leute, die wissen wie das Reisen ist - oder noch schlimmer, meine Reisebekanntschaften - setzen mir natürlich wiederum ständig den Floh ins Ohr wie schön es doch ist da draußen in der Weiten Welt mit dem Backpack. Living the Dream. Lebe deinen Traum. Ich wünschte mir, jemand könnte mir mal konstruktiv in dieser Frage helfen und mir einen geeigneten Weg zeigen. 

Auch wenn das jetzt Alles sehr negativ herüberkommt, ich genieße mein Leben, bin in keinster Weise depressiv oder weine den vergangenen 3 Jahren jeden Tag hinterher. Es sind einfach die Gedanken, die mich beschäftigen. Und selbst nicht zu wissen, wo man hin will, ist für mich halt momentan sehr unbefriedigend und aufwühlend. Letztendlich weiß ich aber, dass die Zeit eine Lösung für mich bereit hält. Egal für was ich mich entscheiden werde, ich bin mir sicher, es wird der beste Weg für für mich sein. Und das beruhigt mich etwas.

Ihr seht, es bleibt spannend in meinem Leben. Allein die Zukunft wird zeigen, was kommt...

“because he had no place he could stay in without getting tired of it and because there was nowhere to go but everywhere, keep rolling under the stars...”
― Jack Kerouac, On the Road

Tausche Rucksack gegen Anzug

Nachdem mich nun doch einige Leute gefragt haben, wie es mir geht, was ich so mache und wie es jetzt nach meiner Reise so weiter geht, habe ich mich jetzt endlich mal durchgerungen noch Etwas zu schreiben. Aber zunächst mal... Wahnsinn. Ich hätte nie gedacht, dass dieser Blog wirklich irgendwann mal 100000 Besuche aufweist. Vielen Dank für das rege Interesse. Nicht nur freut es mich, den ein oder anderen mit meinen Geschichten inspiriert zu haben, nein, vielmehr bringt ihr mir damit auch die Bestätigung, dass ich wirklich Alles richtig gemacht habe. Vielen Dank. Ich nehme den 100000.Besuch auf meinem Blog nun also als Anlass ein kleines Follow Up zu geben.

Es fällt mir unheimlich schwer zu beschreiben, was passiert, wenn man nach 3 Jahren zurück nach Hause kommt. Noch viel schwieriger fällt es mir meine Gefühle in Worte zu fassen. Aber ich möchte Euch erstmal einen kleinen Abriss geben, was Alles passiert ist, seit meiner Rückkehr.
Nun, wie ihr wisst, hatte ich ja gleich am Tag meiner Rückkehr am 7.Mai 2014 ein Vorstellungsgespräch bei meinem alten Arbeitgeber in Hannover. Am 6.Mai abends bin ich in Hannover gelandet und habe nach 1008 Tagen wieder deutschen Boden betreten. Am Flughafen warteten Freunde und mein Bruder auf mich. Was für ein Gefühl. Es fühlte sich an als ob ich nie weggewesen wäre und trotzdem fühlte sich alles so fremd an. Wir sind Alle noch auf ein Bier gegangen. Aber was sagt man denn jetzt? Es war so komisch. 3 Jahre. Wie fasst man die zusammen für jemanden, der 3 Jahre lang im deutschen Alltag gefesselt war? Dennoch, am Abend meiner Rückkehr war ich einfach so glücklich.
Am nächsten Tag ging es dann zum Vorstellungsgespräch. Nun ja, es lief - sagen wir mal - suboptimal. Aber was will man auch erwarten, wenn man am Abend zuvor nach 3 Jahren Urlaub zurückkommt und direkt in die Arbeitswelt geworfen wird? Auch mein Deutsch war ungelogen unterirdisch. Jedenfalls hoffte ich, dass sich meine Ex-Kollegen an meine Arbeit erinnerten und wie ich als Mensch ticke. Ich musste warten. Melden wollte man sich bei mir.
Ich zog also erstmal zu meinen Eltern in ein gottverlassenes Dorf. Die erste Woche war eigentlich super. Ich hatte mein eigenes Zimmer!!! Nicht mehr aus dem Koffer leben!!! Einfach mal die Gemütlichkeit genießen und nicht jeden Tag mit neuen Eindrücken vollgestopft werden. Die erste Woche daheim war wirklich irgendwie "entspannend". Danach ging es aber steil bergab. Die Realität traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war in einem Dorf. Die meisten meiner Schulfreunde sind weggezogen. Ich hatte kein Auto. Und obendrein musste ich nach 7 Jahren auf einmal wieder mit meinen Eltern zusammenleben. Das Dorfleben ist so ziemlich das krasse Gegenteil von den Abenteuern der letzten 3 Jahre. Solang ich auf eine Antwort aus Hannover bezüglich des Jobs gewartet habe, fiel ich Woche für Woche in ein tieferes Loch. Antriebslosigkeit, Langeweile, Ungewissheit, all das, was ich in den 3 Jahren auf ein Minimum beschränkt habe, überrollte mich plötzlich förmlich. Irgendwie dämmerte es, dass ich zurück im recht trostlosen deutschen Alltag angekommen bin. Wo war auf einmal all die Abwechslung, die Freiheit, die Spannung, das Abenteuer? Es war auf einmal Alles weg. Von heute auf morgen. Wochenlang waren meine Eltern, die Einzigen, mit denen ich reden konnte. Auch ein totaler Gegensatz zum Hostelleben. Für mich stand fest, ich muss aus diesem Dorf weg und vor allem auch wieder unter Leute kommen. Ich war mit ein paar Freunden auf einen Festival und hatte geplant ein paar Tage nach Hannover zu fahren, um mich dort mit Freunden zu treffen.
Nun waren aber auch schon 4 Wochen vergangen seit dem Vorstellungsgespräch in Hannover und ich wollte nun langsam auch mal eine Antwort haben. Ich habe eine Mail geschrieben und 3 Tage später - als ich mich gerade auf den Weg nach Hannover machen wollte; wie makaber - bekam ich eine völlig unpersönliche Email von der Personalabteilung mit einer Absage. Das war der bis dahin absolute Tiefpunkt. Alles, was ich mir ausgemalt hatte, ein Neustart im alten, gewohnten Umfeld war damit von der einen auf die andere Sekunde dahin. Noch schlimmer war aber, es herrschte absolute Leere in mir. Ich hatte nicht wirklich einen Plan B in der Tasche. Ich hatte so auf eine Zusage gehofft. Ich weiß bis heute nicht, warum sie jemand Neuen eingestellt haben und nicht mich, der ja mit der Hälfte der Arbeit sogar schon vertaut gewesen ist. Wenn man meine Arbeit damals nicht geschätzt hätte, hätte man mich ja gar nicht erst eingeladen zum Vorstellungsgespräch. OK, das Gespräch lief nicht wirklich gut, aber aus allen Hintergründen heraus betrachtend kann ich es mir bis heute nicht wirklich erklären. Da kann ich nur spekulieren. Außerdem war ich menschlich sehr enttäuscht, dass mich meine damaligen Kollegen über einen Monat haben zappeln lassen und Alles, was ich bekam, war eine unpersönliche Mail der Personalabteilung ohne eine konstruktive Angabe von Gründen. Aber gut, in den Arsch kriechen muss und wollte ich noch nie jemanden. Ich weiß, was ich kann und nur das zählt letztendlich. Bei so einem zwischenmenschlichen Umgang, war es wahrscheinlich sowieso besser, dass es nicht geklappt hat.
Ich hatte mir vorgenommen während meines Besuches in Hannover auszuloten, was der neue Masterplan ist. Wie immer erwähnt, ich wollte Deutschland auf jeden Fall eine Chance geben, auch wenn jetzt schon in den ersten 6 Wochen meiner Rückkehr so ziemlich Alles schief gelaufen ist, was nur ging. Letztendlich war für mich aber in der Situation am Wichtigsten einfach bei meinen Eltern so schnell wie möglich raus zu kommen. Ich konnte es dort nicht mehr lang aushalten. Das hätte mich wirklich depressiv gemacht. Nicht falsch verstehen. Meine Eltern haben daran überhaupt keine Schuld. Es war einfach das gesamte Umfeld, in dem ich mich befand. Da außer Abbott in Hannover nichts in Frage kam und auch Halle (wo meine Eltern wohnen) keine Option darstellte, wurde mir bewusst, dass ich irgendwo einen Neustart wagen musste. Jedenfalls habe ich mich dann überall beworben, was auch nur irgendwie relevant gewesen ist. Hamburg, Essen, Frankfurt, Berlin und Co hießen die Möglichkeiten. 
In Berlin wurde ich dann als erstes eingeladen und 2 Tage später hatte ich den Job in Sack und Tüten. Ich weiß nicht woher dieses Talent kommt, aber Jobs ziehe ich nach wie vor an Land als sei es das Einfachste von der Welt. Gerade mal 5 Bewerbungen herausgeschickt und eine Woche später habe ich den Job gehabt. Achja, nur zur Info, ich war knapp über 2 Monate Hartz IV Empfänger und konnte sogar Geld sparen ;-)
2,5 Monate nach meiner Rückkehr, zog ich also im Juli 2014 nach Berlin in eine WG mit 3 anderen Frauen, wo ich auch jetzt, fast 1 Jahr nach meiner Rückkehr noch lebe. Ich arbeite jetzt als klinischer Datenmanager am Institut für klinische Forschung. Eine Rückkehr ins Büro sozusagen. Angesichts der Tatsache, dass ich 3 Jahre nicht in meinem Berufsfeld gearbeitet habe, sind die Konditionen auch ziemlich gut. Aber klar, man muss erstmal kleinere Brötchen backen. Das schöne an dem Job ist, dass er befristet ist auf 15 Monate (bis September 2015) wegen Mutterschaftsurlaub, den ich vertrete. Auch wenn viele immer unbefristete Verträge bevorzugen, für mich war es perfekt. Ich hatte nun gut ein Jahr Zeit, um wirklich richtig anzukommen und zu überlegen, was ich eigentlich machen möchte.

Soviel zu dem, was passiert ist. jetzt möchte ich aber noch ein wenig berichten, wie es mir geht, wie ich fühle, was ich denke und was meine Pläne sind. Nun, dieser Teil ist unglaublich schwer in Worte zu fassen, da mir ständig 1000 Gedanken durch den Kopf schwirren und sich diesbezüglich meine Gemütslage von ein auf den anderen Tag von super euphorisch, gutgelaunt und positiv zu frustrierend, traurig und wehmütig ändern kann. Wahrscheinlich habe ich auch diesen Post deswegen solang vor mir hergeschoben.
Ich bin ein Realist. Mir war immer klar, dass ich nicht ewig durch die Welt reisen kann und irgendwann selbst der schönste Traum ein Ende findet. Aus diesem Grund habe ich auch nicht wirklich Fernweh in engerem Sinne. Die Gedanken an das Erlebte reichen mir im Prinzip erstmal aus. Klar vermisst man das schöne Wetter, die Unbeschwertheit, die paradisieschen Orte, das Abenteuer, den Abwechslungsreichtum und all diese schönen Dinge... Aber das ist es gar nicht, was so stark ins Gewicht fällt. Was die Rückkehr wirklich unheimlich erschwert, ist sich dem Alltagstrott wieder anzupassen und die neugewonnen Werte von der Reise daheim weiter auszuleben. Jeden Tag 8 Stunden im Büro sitzen ohne ein Ende in Sicht ist schon wirklich schwer zu verinnerlichen. Auch wenn die Arbeit in Australien häufig anstrengend und nervig war, so habe ich doch mittlerweile das Gefühl, dass ich hier in Deutschland des Geldes wegen arbeiten gehe, während in Australien immer zuerst die Erfahrungen und der Spaß im Vordergrund standen.
Allgemein gesagt ist es schon eine Art Kulturschock sich wieder von Tugenden und Mentalitäten wie Freiheit, Gelassenheit, Unbeschwertheit oder Unabhängigkeit auf Absicherung,  Organisation, Anerkennung und Verantwortung umzustellen. An diesen Kulturschock habe ich noch heute fast 11 Monate nach meiner Rückkehr zu knabbern. Das zeigt sich auf der Arbeit genauso wie im privaten Leben.

Am aller schwierigsten jedoch gestalten sich die zwischenmenschlichen Beziehungen seit meiner Rückkehr. Dieser Kontrast zwischen Jemanden, der sein gewohntes Umfeld verlässt und um die Welt reist und Jemanden, der den Alltag nachgeht und die deutschen Tugenden verinnerlicht, wird innerhalb von 3 Jahren sehr extrem. Ich habe einfach gemerkt, dass mir andere Dinge als Geld, Absicherung und Statussymbole wichtiger sind. Aber wie erklärt man das dem gemeinen Deutschen? Ich bekomme immer nur zu hören bzw. sind das die Erwartungen an mich, "jetzt fängt der Ernst des Lebens an",  "ich muss doch jetzt langsam anfangen ein seriöses Leben anzufangen", "meine Karriere voranzutreiben und meine Zukunft abzusichern". Früher war ich genau so, aber mittlerweile frage ich mich schon bezüglich dieser Dinge. Wozu? Wer sagt, dass ich mit 27 wissen muss, was ich möchte?
Viele meiner Freunde haben beruflich als auch privat einen Schritt nach vorn gemacht in den letzten Jahren während ich quasi auf dem Level wie vor der Reise stehen geblieben bin. Das ist natürlich kein Problem, aber es erschreckt mich etwas. Denn es fühlt sich an als ob man 3 Jahre im Gefängnis saß während Alle anderen ihr Leben draußen in der Gesellschaft weitergelebt haben. Man hat Alles verpasst. An sich halt auch kein Problem, da ich ja im Gegensatz dazu Erfahrungen gemacht habe, die ich nie wieder vergessen werde. Das eigentliche Problem daran ist, dass die Meisten einen so behandeln als sei man nie weggewesen. Als wäre man Teil der letzten 3 Jahre im Alltag gewesen. Leute verlangen unbewusst von mir, mich wieder genau so in den Alltag einzubringen als die Person, die ich war vor meiner Abreise. Und da liegt die Crux an der Geschichte. Leute verstehen häufig nicht, dass es für mich eben nicht nur eine "Ich nehme mal eine Auszeit"-Reise war. Nein, es waren 3!!! verdammt schöne Jahre, die nun ein bedeutender Teil meines Lebens sind. Sie haben mich geprägt und ich kann sie nicht einfach so aus meinen Kopf streichen und einfach so tun als sei Alles so wie früher. Das funktioniert einfach nicht. Aber genau dieses Gefühl verstehen nur diejenigen, die genau das Gleiche wie ich gemacht haben. Es ist natürlich völlig normal, dass ich mit den letzten 3 Jahren mehr verbinde als die Leute zu Hause. Es ist auch völlig normal, dass Leute nicht wirklich interessiert sind an dem, was ich erlebt habe. Wenn ich mir Urlaubsbilder von Anderen anschaue, habe ich ja auch nicht so den (emotionalen) Bezug dazu. Was würden sie also auch aus solchen Gesprächen mitnehmen? Wahrscheinlich nur Neid. Das wollen sie nicht und ich auch nicht. Ich finde es eigentlich ganz gut, dass mich Leute nicht so häufig auf die letzten 3 Jahre ansprechen, denn ganz ehrlich, sie könnten es eh nicht nachvollziehen. Wer sich wirklich interessiert für meine Geschichte, dem lasse ich sehr gern teilhaben an meinem Abenteuer. Ansonsten möchte ich aber die letzten 3 Jahre nicht so richtig in der Öffentlichkeit heraushängen lassen, da ich dann eher das Gefühl bekomme, andere halten mich für einen Angeber oder so was. Aber trotzdem besteht bei mir natürlich der Drang dazu mein Erlebtes zu teilen und zu reflektieren.
Und genau in diesem Punkt merke ich, wie schwer es mir fällt von den letzten 3 Jahren loszulassen. Ich habe viel unternommen, seitdem ich wieder zurück bin. Im Oktober 2014 war ich in Amsterdam und habe Mari-Liis aus Estland, Yanise aus Holland, Rhiannon, Sophie und Alan aus England und Cindy aus Frankreich wiedergetroffen. Unglaublich, dass wir es hinbekommen haben uns Alle zur selben Zeit in Amsterdam zu treffen. Es war toll. Dann hat mich Sophie (Australierin mit der ich in Karratha zusammengearbeitet habe) in Berlin besucht, dann hat mich Mike aus England besucht und wir sind im Januar für ein paar Tage nach Rom und Barcelona geflogen, jetzt im April kommen mich Yanise und Tahla aus Australien besuchen und im Mai fliege ich mit Mari-Liis und Mike nach New York. Und genau eben diese Momente waren seit meiner Rückkehr die für mich schönsten und ausgelassensten Tage, an denen ich mich am wohlsten gefühlt habe. Es fühlt sich einfach so an als ob mir diese Leute in meiner derzeitigen Lebenslage einfach am nächsten stehen.
Ein anderer Fakt, der dafür spricht, ist, dass ich irgendwie gefühlt mehr Zeit im Moment mit Leuten verbringe, die ich vom Reisen kenne als mit meinen Freunden, die in meinem Umfeld wohnen. Es bedarf einer guten Organisation und etwas Vorausplanung (typisch deutsch!), wenn du dich mit Freunden hier treffen willst. Komischerweise ist das mit den Freunden, die um den ganzen Erdball zerstreut sind, ganz anders. Da wird angefragt, ob man Lust hat sich zu treffen und irgendwie klappt das eigentlich auch häufig ohne Problem ziemlich zeitnah. Eigentlich müsste es ja anders herum sein!?!?! Das gibt einen natürlich schon irgendwie zu denken. Es fühlt sich halt an, dass bei den zwischenmenschlichen Beziehungen mit den Backpackerfreunden einfach viel mehr gegenseitiges Interesse geteilt wird. Das Erlebte schweißt halt doch viel mehr zusammen als wenn man zusammen in der Sandkiste gebuddelt hat. Man schwimmt irgendwie auf der berühmtberüchtigten gleichen Wellenlänge.
Das klingt jetzt vielleicht auch etwas narzistisch, aber mir ist auch aufgefallen, hier in Deutschland geht man viel schneller in der Masse unter. Man ist einfach nichts "Besonderes" mehr. Nur noch einer unter vielen Deutschen. Das fällt mir besonders auf, wenn es darum geht neue Leute kennenzulernen. Auf Reisen musste man nichts offerieren, da wusste jeder automatisch, dass jeder Einzelne seine eigene Geschichte zu erzählen hat, die ihn interessant macht. Hier in Deutschland fühlt man sich häufig so, als müsse man den Menschen etwas besonderes anbieten, um sein Freund zu werden. Da ich aber in Deutschland genauso wie jeder Andere ein normales Leben führe, kommt es häufig nicht über ein bis zweimal weggehen hinaus. Irgendwie lassen sich Menschen hier zu Hause im Alltag viel schwerer auf neue Leute in ihrem Umfeld ein und zeigen weniger Interesse, was wirklich schade ist. Aber ich muss fairerweise auch gestehen, dass es zum Teil auch an mir liegt, weil es mir nicht leicht fällt, mich derzeit über längeren Zeitraum für die alltäglichen Dinge und kleinen Probleme der Menschen hier zu interessieren. 
Bei aller Schwarzmalerei gerade :D möchte ich aber auch Etwas Positives anbringen. Es ist trotzdem unheimlich toll wieder enge Freunde und Familie um mich zu haben, was mir zum Schluss in Asien so ein wenig gefehlt hat. Auch zu sehen wie der gemeine Deutsche lebt, lässt den Wert meines Abenteuers ins unermessliche ansteigen.

Seitdem ich nun in Berlin wohne, ist es ein Auf und Ab meiner Stimmungslage. Ich genieße meine Zeit hier und versuche mich soweit es geht auch wieder an den deutschen Alltag anzupassen. Ich merke aber wie man Tag für Tag immer mehr in die alten Muster wie vor der der Reise zurückfällt. Man wird bequemer, will sich selbstverständlich auch von dem hart erarbeiteten Geld mal etwas Luxus und Konsumgüter leisten, auch wenn man es eigentlich gar nicht braucht. Man regt sich wieder viel mehr über kleine Dinge auf, bei denen ich auf Reisen spätestens nach 5 Sekunden drüber gelacht hätte. Anstatt seinen Hobbies nachzugehen legt man sich lieber nach der anstrengenden Arbeit auf die Couch und schaut Fernsehen. Man überlegt wieder viel häufiger welche Konsequenzen sein Handeln hat. Viele Dinge werden einfach wieder so selbstverständlich. Soziale Absicherung, grüne Parks, heißes Duschen, das eigene Zimmer etc.
Das Gefühl kommt auf, dass man in der Gesellschaft mehr funktioniert als auf Reisen, wo man viel intensiver sich selbst sein kann. Es ist, als ob man durch das Reisen erkennt, was die essentiellen Dinge im Leben sind und welchen Stellenwert sie haben. Das Leben als Solches jedoch wird nach der Rückkehr einfach wieder "normal". Und genau an diesem Punkt setzt es dann doch irgendwann ein. Das Fernweh.
Jeden Tag, an dem man sich mehr und mehr in die Gesellschaft und den Alltag integriert, entfernt man sich ein Stück mehr von dem, was dieses Abenteuer ausgemacht hat und gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, wie einmalig schön und aufregend es doch war am anderen Ende der Welt.