Seiten

.

.

Samstag, 16. Februar 2013

555 Tage ... und kein Ende in Sicht

Tag 555. Ja eine Schnapszahl. Und noch viel besser, ich bin immer noch in Australien. Ob ein Ende in Sicht ist? Irgendwie ja und irgendwie nein. Die letzten Wochen ist nicht soviel passiert. Was soll hier auch passieren, mitten im Nirgendwo. Meine Schichten haben mittlerweile auch ein wenig System bekommen.  3 mal in der Woche habe ich die Spätschicht im Shop und 3 mal die Schicht in der Bar. Dave scheint  ganz zufrieden zu sein mit meiner Arbeit. Das Konto füllt sich langsam. Ich habe bereits über 4000$ auf mein Konto überwiesen bekommen und jede Woche komme ich dem Ziel 10000$ etwas näher. Das Personal wechselt hier auch häufiger als ich dachte. So sind Jae, Arthur, Lisa, Lena und Jac mittlerweile gegangen und wir haben Heidi aus Finnland, Christine aus Neuseeland, Emmett aus Irland Jimmy aus England und Mari aus Estland in unseren Reihen aufgenommen. Mal abgesehen von Kevin und Kareen, die hier mehrere Jahre bleiben, bin ich nach Mike und Phil jetzt schön der dritt Dienstälteste hier :D Unfassbar, aber die Zeit vergeht hier echt wie im Flug. Wenn man in der Bar mit den Leuten redet, erfährt man die unglaublichsten Geschichten und es passieren Unfassbare Dinge. Ich hatte einen Rentner, der in über 130 Tagen von der Westküste Australiens den ganzen Weg bis zur Ostküste gelaufen ist. Wahnsinn. Er hat mir ein Bild aus der Tageszeitung gezeigt, als er ein Glas Wasser aus dem Indischen in den Pazifischen Ozean geschüttet hat. Als ein altes englisches Paar mitbekommen hat, dass ich aus Deutschland komme, haben sie mir glaube ich alle nur möglichen Geschichten aus dem Krieg erzählt. Die beste Story ist aber die einer Frau in den Mitt-Vierzigern. Sie kam an die Bar und meinte, dass sie mitbekommen hätte, dass ich mit einem Working Holiday Visa hier sei. Sie fragte dann, was ich denn mache, wenn das Visa ausläuft. Ich sagte ihr, dass ich noch nicht so recht den Plan hätte. Darauf hin gab sie mir eine Visitenkarte und Kontaktdaten. Sie meinte: „Also wenn du nach einem Sponsorship Visa suchst und keine Büroarbeit scheust, dann melde dich doch mal bei Frau X mit deinem Lebenslauf. Die suchen immer bilinguale Leute. Mit denen haben sie auch bessere Erfahrung als mit Australiern. Dafür sind sie gern bereit für ein Sponsorship Visa zu bezahlen.“Ich konnte es kaum fassen. Nach 18 Monaten in Australien macht mir tatsächlich jemand das Angebot länger in Australien zu bleiben. Nicht nur das sie die Arbeitsmoral der Australier etwas negativ dargestellt hat, die Firma müsste 4000$ für dieses Visa bezahlen. Nach dem Ablauf des 2 Jahre gültigen Visas könnte ich theoretisch sogar die „permanent residence“ beantragen. Ich habe mir es natürlich nicht nehmen lassen, mir das mal genauer anzuschauen. Es geht um ein Institut in Perth für Textilien, Mode, Schuhwaren und Lederwaren in Australien. Ich könnte echt eine Karriere in der australischen Modeindustrie starten :D Aber keine Angst, es ist ein Angebot, dass ich nicht annehmen werde. Zum einen ist es nun mal nicht der Bereich in dem ich arbeiten möchte und zum anderen müsste man sich dann 2 Jahre an die Firma binden und das Backpackerleben wäre dann vorbei. Dennoch ist es ein tolles Gefühl zu wissen, ich hätte die Chance gehabt für immer in Australien zu bleiben. Wow. Das hätte ich nie gedacht, dass ich mal in so eine Situation komme.
Auch im Shop erlebt man die verrücktesten Sachen. Leute, die Diesel in einen Benzintank füllen, Leute die einen beschimpfen, dass der Kaffee zu stark ist und das Sandwich nicht in 2 Hälften geschnitten wurde. Manche fragen: „Was ist denn der Unterschied zwischen dem Caravanpark und den Motelzimmer?“ Wie bitte? Ich dachte die Leute verarschen mich. Und dann immer die beliebtesten Fragen: „Was ist denn das günstigste Zimmer? Was sind denn die günstigsten Zigaretten? Was ist denn das günstigste Essen?“ Und dann immer die doofen Gesichter: „Habt ihr nichts günstigeres?“ Sieht dieser Ort etwa so aus als ob er günstig wäre? Also manchmal frage ich mich echt, ob die Leute überhaupt realisieren, dass sie im Outback sind. Man muss aber auch zugeben, dass es echt ziemlich teuer bei uns ist. Eine Flasche Bier (0,33l) kostet mindestens 7$ (5,50€), der Kasten Bier (24x0,33l) bis zu 85$ (65€). Ein Kunde wurde zweimal in seinem Motelzimmer von einen Skorpion gestochen, ein Truckie ist auf dem Parkplatz zusammengebrochen, so dass er vom Royal Flying Doctor ins Krankenhaus geflogen werden musste. Ja das sind so die aufregendsten Geschichten hier. Christine, die neu in der Küche ist, ist auch etwas komisch, im lustigen Sinne. Jimmy hatte den Bestellzettel für einen Hamburger mit Pommes vergessen und in der Küche hängen lassen. Christine, die dann am nächsten Morgen in der Küche war, kommt doch tatsächlich um 6 Uhr morgens in den Shop, als wir gerade erst auf gemacht haben, und sagt: „Hamburger mit Pommes“. Ich habe mich so kaputtgelacht, als die Anderen mir das erzählt haben. Wer bestellt denn morgens bevor wir überhaupt aufmachen einen Hamburger mit Pommes?!?!? :D Dann hatte Phil bei ihr einen „Cheeseburger mit Bacon) bestellt. Was macht Christine, sie serviert ihm das Hamburgerbrot mit einer Scheibe Käse und Bacon, ohne irgendwelchen Salat, Tomaten oder Fleisch. :D Oh mann, Christine ist echt verplant :D Dann waren ja auch die Australian Open wieder im Januar. Die ganzen britischen Leute hier haben natürlich alle auf Andy Murray gesetzt, weil er Schotte ist. Ich musste dann natürlich gegen den Strom schwimmen und habe auf Novak Djokovic im Finale gesetzt. Dave, der Manager, hat mir mir sogar um 5$ gewettet. Erst sah es nicht gut aus, dann habe ich die Wette aber doch noch gewonnen :) Am nächsten Morgen haben ich dann diesen lustigen Brief mit meinen 5$ erhalten :D

Nun möchte ich noch ein wenig über meine Freizeit erzählen. Den ganzen Tag im Internet zu surfen, im Pool zu schwimmen oder auch Filme zu schauen, ist auf Dauer auch nicht so das Wahre. Ich treffe mich also öfter mal mit Mike und/oder Phil zum Golfspielen. Ja wir haben einen Golfkurs mit einem Loch :D 173m und Par 3. Quer durch das australische Outback werden also die Golfbälle gedroschen und dann versucht im Loch auf der am Ende liegenden Grünfläche zu versenken. Aber schaut Euch mal die Bilder an. Mein größter Erfolg waren bis jetzt 4 Schläge, um den Ball ins Loch zu befördern.

 Einen mächtigen Schlag machen ...


 ...  dann mit Nervenstärke den Ball zum Loch befördern ...


... und drinnen ist das Ding. Der neue Tiger Woods :D


Phil beim Kampf den Golfball über das unebene Gelände zu befördern :D


Einen Tag habe ich mich dann auch mal auf eine Wanderung durch den australischen Busch begeben. Ich bin 14km hin und zurück zu den Afghan Rocks gelaufen. Naja zugegeben ich habe schon bessere Orte in Australien gesehen, aber die Rocks waren mal eine kleine Abwechslung zu der endlosen Buschlandschaft um Balladonia herum. Es sind teilweise immer noch so über 40°C, weshalb man es jetzt auch nicht solang draußen aushält.

Zunächst ging es ein wenig den Highway entlang...
 


... mit einem Abstecher zu unserem solarbetriebenen Kommunikationsmast, der uns Kontakt zur Aussenwelt verschafft ...


... dann ging es kilometerweit durch australischen Busch, wo ich mich so einsam wie noch nie zuvor gefühlt habe ...



... bevor ich schließlich endlich am Afghan Rock angekommen bin. Weit und breit kein Zeichen von Leben :D





 
Insgesamt passiert hier allerdings nicht soviel. Es ist schön mal ein wenig Zeit zu haben, um mal darüber nachzudenken, was ich eigentlich schon alles erlebt habe. Und da bekomme ich immer ganz schön Gänsehaut. Ich bin echt ziemlich weit rumgekommen in 555 Tagen. So richtig verarbeiten kann man das irgendwie nicht wirklich. Die Zeit an der Ostküste kommt mir schon wieder Ewigkeiten her vor und fühlt sich an wie ein ganz anderer Reisetrip. Ich freue mich auch, dass meine Abenteuer anscheinend immer mehr Leute inspirieren. Immer mehr Leute schreiben mich an und suchen Rat und sagen mir wie sehr sie meine Abenteuer in sich aufsaugen. Ein Anzeichen dafür, dass ich die letzten 555 Tage den absoluten Traum gelebt habe und echt alles mitgenommen habe, was nur geht. Auf der anderen Seite beschäftigt man sich natürlich auch damit, wie es denn weiter geht. Das macht einen traurig, aber man freut sich auch irgendwie auf die Zeit nach Australien. Wenn ich Balladonia verlasse, habe ich noch ungefähr 1,5 Monate bis ich dann entgültig Australien verlasse. Die Reise durch Australien könnte nicht schöner sein. Deshalb bin ich froh Mitte des Jahres Australien zu verlassen bevor mein Enthusiasmus durch dieses atemberaubende Land zu reisen abflacht. Ich werde auf dem Höhepunkt des Abenteuers das Land verlassen und das ist die goldrichtige Entscheidung. Wann genau dieser Tag kommt weiß ich aber immer noch nicht.

Eine letzte Überraschung habe ich aber noch parat. Ein Kunststück, dass so bestimmt keiner erwartet und was mich selbst überrascht, dass ich darüber nachdenke. Ich möchte es jetzt aber noch nicht verraten und solang damit warten bis ich das Ganze wirklich umgesetzt habe, denn es wird sehr hart das ganze zu realisieren und ich weiß bis jetzt auch nicht, ob ich es überhaupt realisieren kann. Es wird aber definitiv der letzte große Paukenschlag dieses einmaligen Abenteuers sein und eines kann ich schon mal versprechen. Es wird die absolute Krönung einer 2-jährigen Reise werden.

555 Tage ... und immer noch nicht genug!

3 Kommentare:

  1. Hallo Sebastian!

    Bei mir ist es erst Tag 315 und ich bin am Überlegen, ob ich länger bleiben soll. Mein Name ist Ragna und ich "lebe" gerade in Adelaide. Bin hier ein wenig hängengeblieben, leider auf Grund von nicht so schönen Umständen, deswegen weiß ich nicht, ob ich sagen soll, "lecko mio Australia" oder "jetzt erst recht".
    Ich bin zufällig auf deinem Blog gelandet, aber vielleicht kannst und magst du mir ja weiterhelfen. Du hast geschrieben, dir hätte jemand einen Bürojob in Perth angeboten. Da du ihn nicht haben willst, ich hätte Interesse! =o) Ich komme nämlich aus dem Exportbereich und ich würde gerne länger in OZ bleiben mit einem regelmäßigen Job, wo ich nicht nur alle 2 Wochen MAL ein paar Pommes frittieren "darf"! Tja, lange Rede, kurzer Sinn. Wärst du bereit,mir die Kontaktdaten der Firma weiterzugeben? Du würdest einen gestrandeten Backpacker sehr glücklich machen und vll. kann ich mich ja revangieren! Schließlich müsste ich ja auch irgendwie dahinkommen, sprich an deinem Roadhouse vorbei. Vielleicht hast du aber auch andere Tipps für mich, die mich zum bleiben überreden können. So einfach finde ich das Jobfinden nämlich nicht. Ich bekomme meistens noch nicht einmal eine Absage. Gaanz schlechte Angewohnheit der Aussies! Ich munter mich dann am Strand wieder auf. Die sind in Adelaide wirklich schön und Quallenfrei! =o)
    Tja, ich wünsche dir einen guten Start in die neue Woche und ich würde mich freuen, von dir zu lesen.
    LG

    Ragna

    AntwortenLöschen
  2. Sorry Ragna, ich habe den Schnipsel Papier it allen Infos leider einen Tag später weggeworfen.Das Institut ist auf jeden fall irgendwas mit TCF im Namen (Textil, Clothing, Footwear and Leather). Die genaue Email, Webseite und auch den Kontaktnamen habe ich mir aber leider nicht gemerkt. Trotzdem viel Glück weiterhin in Australien.

    Und zu dem anderen Kommentar. Nein, es ist kein Fallschirmsprung. Den hatte ich doch schon beim Skydive :) Etwas viel schöneres...

    AntwortenLöschen