Seiten

.

.

Donnerstag, 26. September 2013

Efate / Vanuatu

Normalerweise habe ich die letzten Blogeinträge ja damit begonnen „Willkommen“ in der jeweiligen Landessprache zu sagen. Das fiel mir dieses Mal aber recht schwer, da ich gar nicht so genau weiß, was denn nun in Vanuatu eigentlich gesprochen wird. Alles ist hier ein wenig vermischt. Mehr dazu aber später. Als kleinen Nachtrag möchte ich Euch noch erzählen, wie Suva war. Im großen und ganzen gibt es da nicht viel zu berichten. Es ist die größte Stadt im Pazifik und somit findet man dort so ziemlich Alles. Touristisch kann, muss man aber nicht nach Suva kommen. Es ist ziemlich dreckig und hektisch auf den Straßen. Wirklich viel Eindrucksvolles gibt es nicht zu sehen. 

Fiji Airways hat mich dieses Mal ohne Probleme zum Zielort gebracht. Am 15.September ging es aus nach Port Vila auf der Hauptinsel Vanuatus, Efate. Vanuatu, die große Unbekannte. Von allen Inselstaaten, die ich im Pazifik besucht habe, konnte ich am wenigsten über Vanuatu einschätzen, was ich zu erwarten habe Schon am Flughafen war ich ein wenig verwirrt. Prospekte waren auf Französisch, Plakatwerbung auf Englisch, andere Informationen in einer Sprache, die mir fremd ist. Was ist denn hier los? Können die sich nicht entscheiden, oder wie? Mehr zu dem Kauderwelsch später. Mein erstes Bargeld überraschte mich auch. 5000er-Geldscheinnoten. Was ist denn hier los? Vatu ist übrigens die Währung. Ganz schnell musste ich realisieren, dass ich Millionär in Vanuatu bin. Geil oder? Ich habe es immer gewusst. Einestages werde ich die erste Million auf dem Konto haben. Das es so schnell ging, umso besser ;) Es ging ins Herz Port Vilas, der Hauptstadt, wo meine Unterkunft war. Es war Sonntag. Wie gewöhnlich im Pazifik gehen Sonntag (fast) Alle in die Kirche. Es ist absolut tote Hose in Port Vila. Nicht so an diesem Sonntag. Denn wenn hier ein Kreuzfahrtschiff anlegt, dann wittern alle das große Geld und die Stadt erblüht selbst an einem Sonntag zum leben. Es ist schon krass, dass eine Stadt so lebendig wird und alle Läden öffnet, nur weil ein Kreuzfahrtschiff mit vielen Touristen anlegt. Die ersten 3 Tage habe ich nichts anderes gemacht als Port Vila auszukundschaften. Außerdem habe ich mich informiert, was man auf Efate Alles sehen kann und wie man am besten um die Insel herumkommt.

Willkommen im Club der Millionäre



Port Vila ist eine ziemlich moderne Stadt. Wenn ich modern sage, meine ich natürlich für pazifische Inselverhältnisse. Man kann hier deutlich den westlichen Einfluss spüren. Shops mit sämtlichen Kram, Fast Food Imbisse. Strandpromenade mit Cafes, Yachten im Hafen. Aber dennoch Alles ziemlich ruhig und idyllisch. Ein Hingucker war der lokale Markt, wo die Einheimischen ihr selbst angebautes Gemüse und Obst verkaufen. Da waren Dinge zu sehen, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Ich habe frische Erdnüsse getestet und irgendwelche anderen komischen Nüsse probiert. Die Bananen, Papaya und was nicht sonst noch sind natürlich allererster Güteklasse. Frisch vom lokalen Garten. Absolut kein Vergleich zu dem, was man in Europa im Supermarkt kaufen kann. Dann gibt es auch noch überall Duty Free Shops, wo man High-End-Produkte, wie in deutschen Supermärkten kaufen kann. Warum es soviele Duty Free Shops in Port Vila gibt, habe ich heute noch nicht herausgefunden. Port Vila jedenfalls hat mir von allen Städten im Pazifik soweit am besten gefallen. Ganz einfach, weil es hier nicht so hektisch zugeht, es nicht so dreckig ist und es doch eher dem westlichen Lebenstil entspricht. 

Das Zentrum von Port Vila




 Die Bucht von Port Vila
Im Hintergrund Iririki Island


Die Uferpromenade


Der lokale Markt


Frisch geerntete Erdnüsse


Am folgenden Donnerstag wollte ich dann aber auch etwas vom Rest Efates sehen. Eine Inselumrundung ist ungefähr 160km. Da ein Auto mieten recht teuer ist und die Einheimischen sowieso überall Eintrittsgeld verlangen, habe ich mich dazu entschieden, einfach eines Tagestour zu buchen. Lim, unser Tourführer hat uns nicht nur zu den besonderen Orten Efates gebracht, nein, er hat uns auch super interessantes Zeug über die Geschichte und Kultur Vanuatus erzählt. Und hier steige ich mal ein, Euch das ganze Wirrwarr mit den vielen Sprachen und Einflüssen zu erklären.
Der Erste, der Vanuatu, dass vor der Unabhängigkeit übrigens als Neue Hebriden bekannt war, entdeckt hat, war ein Spanier. Deshalb tragen viele Orte in Vanuatu heute noch spanische Namen. Kolonialisiert wurde Vanuatu aber erst später. Ziemlich ungewöhnlich jedoch war, dass Vanuatu von Franzosen und Engländern zur gleichen Zeit kolonialisiert wurde. Beide Seiten haben sich natürlich nicht besonders vertragen. Als Deutschland dann Einfluss in der Region bekam, schlossen sich Franzosen und Engländer zusammen. Obwohl sie sich nicht leiden konnten, mussten sie nun dort gemeinsam leben. Lim erzählte uns witzige Geschichten über diese Zeit. Franzosen und Engländer wollten sich immer gegenseitig übertrumpfen. So gab es in Port Vila zu einem englischen Stück immer auch ein britisches Gegenstück. Bäckereien, Supermärkte, Restaurants etc. Witzig wurde es, wenn sich französische und englische Gegensätze absolut im Weg standen. So zum Beispiele fuhren französische Autos auf der rechten Strassenseite und britische Autos auf der rechten Strassenseite. Nun stellt Euch mal Beides auf einer Strasse vor. Ich lache mich tot :D Im zweiten Weltkrieg nutzten die Amerikaner (ja richtig, eine weitere Nation) Vanuatu als Stützpunkt für den Kampf gegen die Japaner. Als die Amerikaner Vanuatu verlassen haben, haben sie fast Alles zurückgelassen oder im Meer versenkt. Das ist der Grund, weshalb man heute noch ganz viel Kram aus dem zweiten Weltkrieg in Vanuatu finden kann. Schiffwracks, Flugfelder, Baumaterialien und so weiter. Da die Briten und Franzosen die Einheimischen ihres Landes enteignet haben, wurde der Ruf nach Unabhängigkeit laut. 1980 bekam Vanuatu die Unabhängigkeit zugesprochen und die Einheimischen ihr Land zurück. Die Briten und Franzosen bezahlten aber für Bildung, Infrastruktur und andere Dinge. All diese Entwicklungshilfen sind natürlich dann weggefallen und plötzlich brauchten die Einheimischen Geld, um Schulbesuche und andere Dinge bezahlen zu können. Immer mehr Einheimische verkaufen oder vermieten ihr Land also an Ausländer, was in der Gegenwart immer mehr zum Problem wird. Ob die Unabhängigkeit Vanuatus wirtschaftlich eine gute Entscheidung war, ist fraglich. Als Vanuatu unabhängig wurde , wollte man natürlich auch eine eigene nationale Sprache haben. Was die gemacht haben, kann ich bis jetzt nicht nachvollziehen. Da Englisch und Französisch gesprochen wurde, hat man die Sprachen einfach vermischt. Und fertig ist „Bislama“, die offizielle Amtssprache in Vanuatu. 80% wurde aus dem Englischen übernommen und 20% aus dem Französischen. Das ist auch der Grund, weshalb man viele Wörter und Satzteile in Bislama verstehen kann, weil sie dem Englischen sehr nahe sind. Wahnsinn oder? Wie sowas geht, ist mir unbegreiflich. Leute sprechen aber natürlich auch noch Französisch oder Englisch, so dass heutzutage in Vanuatu alles in Bislama, Englisch oder Frabzösisch ist. Ich fand das sehr witzig. Ich musste all das jetzt erstmal erzählen, denn Vanuatu wäre nicht das Vanuatu heutzutage ohne die Spanier, Franzosen, Engländer und Amerikaner. Das macht das Land natürlich super interessant. Einflüsse von Spanien,  Engländern, Franzosen und Amerikanern.
Lim erzählte uns natürlich noch ganz viele andere Geschichten. Eine muss ich mal noch erzählen, da ich die echt geil finde. Vanuatu hat ein Farn in der Flagge. Das ist sowas wie ein Symbol des Landes. Dieses Farn kann man überall in Vanuatu finden und für die Einheimischen bedeutet es „Frieden“. Wenn man also mit diesen Farn zu den Einheimischen kommt, dann bringt man Frieden mit und sie sind Einem gut gesonnen. Ein englischer Missionar machte seinen Weg auf eine der Inseln und brachte viele luxuriöse Güter mit, um mit den Einheimischen Frieden zu schließen. Er wusste allerdings nicht um die Bedeutung des Farns. Die Einheimischen sahen das Farn nicht und aßen den guten Mann. Die Briten sendeten mehr Männer, um herauszufinden, was mit dem Missionar passiert ist. Sie brachten noch mehr Reichtümer für die Einheimischen mit. Auch sie wussten jedoch nicht um die Bedeutung des Farns und wurden auch gegessen. Gegessen????? Ja, ihr hört richtig. Kannibalismus war in Vanuatu an der Tagesordnung. Der letzte Mensch wurde übrigens in Vanuatu erst in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gegessen. Krass oder? Aber naja, wenn’s schmeckt.

So jetzt aber genug mit der Geschichtsstunde. Wir sind also um die Insel gefahren. Wir haben einige Dörfer besucht. Die Einheimischenleben hier genauso bescheiden und einfach, wie ich das schon in Samoa gesehen habe. Häuser aus Bambus und Palmenblättern. Beton und Dachziegel oder zumindest Blech, Fehlanzeige. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die Leute hier noch isolierter leben als in Samoa. In Samoa haben die Leute wenigstens noch in Dörfern gelebt. Hier ist es lediglich eine Ansammlung von ein paar Häusern, in denen wahrscheinlich nur eine Großfamilie lebt. Die Einheimischen leben von ihrem Garten. Das ist auch die Haupteinnahmequelle der Bewohner. Gemüse und Früchte, wenn man nicht gerade so glücklich ist und bekommt eine Stelle im kleinen Dienstleistungs- oder Industriegewerbe oder dem öffentlichen Dienst. Die größte Sorge der Einheimischen ist, wie sie die Schule für die Kinder bezahlen. Dafür geben sie alles. Und trotz dieser Lebensumstände sehen die Menschen glücklich aus. Am niedlichsten sind die kleinen Kinder, die ich an der Straße getroffen habe.Irgendwie finde ich die Natur hier nicht ganz so tropisch, wie auf den anderen Inseln, aber es ist definitiv richtig grün.

Ein typisches Dorf in Vanuatu



Sind sie nicht süß :)




Warum nicht mal eine Fledermaus als Haustier haben...


... oder auch eine Spinne :D


Vanuatu ist sehr grün



Überall gibt es Kokosplantagen


Tropische Sandstrände sind in Vanuatu eher Mangelware.
Ab und zu findet man aber doch ein paar schöne Strände.


 Natürlich haben wir auch touristische Attraktionen mitgenommen. Wir haben an einer türkisblauen Lagune angehalten, in der man sich wie Tarzan an einem Seil ins Wasser schwingen konnte. Eines der Highlights war der Besuch eines Dorfes, in dem sie für uns einen traditionellen Tanz aufgeführt haben. Das war echt genial und ziemlich authentisch. Wir haben ein altes amerikanisches Flugfeld und ein kleines Museum besucht, wo ein Einheimischer Relikte der Amerikaner aus dem zweiten Weltkrieg sammelt. Der hat echt sämtlichen Scheiß dort. Coca Cola Flaschen und und und. Dann ging es noch  zu heißen Quellen. Wir sind also in schön warmen, sogar heißen Wasser baden gegangen. Damit aber nicht genug. Als wir uns aufgewärmt hatten, sollten wir dann ein Schlammbad nehmen. Wie bitte??? Naja, es soll gut für die Haut sein. Also ging es ab in den Schlamm, wo wir uns herum gesuhlt haben wie kleine Schweine. Das war echt genial. Aber dennoch werde ich das nie wieder machen. Der Schlamm hat absolut nach verfaulten Eiern gestunken und blöderweise hat sich dieser Geruch förmlich in die Haut gefressen, so dass mir auf der restlichen Fahrt recht schlecht war. Ja, ich habe nach faulen Eiern gestunken. Selbst nach einer langen Dusche im Hostel habe ich diesen Geruch einfach nicht losbekommen. So fiel ich erschöpft abends ins Bett und ein erlebnisreicher Tag ging zu Ende. Mit dem Gestank von faulen Eiern.

Ein traditioneller Kustom-Tanz tief im Dschungel der Insel



... und auch ganz schön aggressiv ;)


 Die Blue Lagoon


 Da hab ich mich doch gleich wie Tarzan ins Wasser geschwungen.


Heiße Quellen


 Es beginnt mit einem heißen, entspannten Bad


 Schlamm ist gesund.


 Diese These musste ich selbstverständlich überprüfen


 Eine Schlammmassage


Ich mag mein neuen Look. Den Geruch von faulen Eier aber nicht.


Es war dann doch mal an der Zeit nach 2 Jahren ohne Dusche ;)


Das Museum mit Relikten aus dem zweiten Weltkrieg




Aussicht auf Port Vila



Port Vila vorgelagert sind ein paar Inseln. Eine davon ist Iririki. Am letzten Tag in Port Vila bin ich also dann noch mit einer Fähre zum Iririki Island Resort gefahren und habe mich ein wenig umgeschaut. Nach einer Portion Spaghetti Carbonara, einem Bier und etwas Kava ging es zurück. Am nächsten Morgen sollte es dann ganz früh nach Tanna, eine andere Insel im Süden von Efate, gehen, wo eine etwas ganz außergewöhnliches auf mich gewartet hat.

Ausblick vom Iririki Island Resort auf Port Vila




Relaxing



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen