Wow. Mit dem Auto durch die Gegend zu düsen ist einfach
genial. Mittlerweile fahre ich durch und um Darwin im Linksverkehr als hätte
ich nie etwas anderes gemacht. Ob ich mich jemals wieder an den Rechtsverkehr
in Deutschland gewöhnen werde? :D So ein Auto ist schon eine tolle Erfindung.
Bei offenem Fenster, mit erfrischendem Fahrtwind, bei 30°C, Sonnenschein und
der Musik meines MP3-Players durch und um Darwin herum zu fahren, ist einfach
traumhaft. Das Allerbeste im Moment ist, dass ich nicht mehr den Bus zur Arbeiten
nehmen muss. Ich kann jetzt fast eine ganze Stunde länger schlafen, setzte mich
gemütlich ins Auto und bin in 20 Minuten auf Arbeit. Kein warten mehr auf den
Bus nach der Arbeit. Murray hat dumm aus der Wäsche geschaut, als ich eines
Morgens mit dem Auto vor seinem Shed stand. „Wo hat der kleine, arme Backpacker
denn auf einmal dieses Auto her?“ muss er sich gedacht haben. Leider habe ich
keine Möglichkeit, mal die volle Power des Autos zu testen, denn in ganz
Australien gilt ein striktes Tempolimit. Auch auf den Highways, die einfach
geradeaus und mitten durchs Nirgendwo führen. Das reguläre Tempolimit ist 110
km/h auf den australischen Highways. Nur im Northern Territory ist es erlaubt
auf einigen Teilstrecken der Highways 130 km/h zu fahren.
Letztes Wochenende hatte ich dann auch eine Art
Jungfernfahrt mit dem Auto. Zusammen mit Alex und Maureen aus dem Hostel sind
wir zum Dragonfly Dawn Festival 70km südlich von Darwin gefahren. Das Festival
war der Hammer. Mitten im Busch. Bis es hell wurde am nächsten Morgen haben wir
getanzt und gefeiert. Ich habe mich wie auf dem Wonderland Festival 2009
gefühlt, nur dass es dieses Mal im australischen Busch war. Am nächsten
Nachmittag ging es dann zurück nach Darwin. Das Auto hat einen guten Job
gemacht.
Jetzt möchte ich Euch aber erklären, wie es zu dem Posttitel
kommt. Murray hatte angekündigt, dass wir eventuell nochmal für ein paar Tage
außerhalb von Darwin arbeiten werden. Dadurch hatte ich natürlich das Problem,
dass ich die Wochenrate im Hostel nicht buchen konnte, da ich wahrscheinlich
nicht die volle Woche im Hostel sein werde. Eine großartige Gelegenheit, um zu
testen, wie es sich im Auto schläft. Das allgemeine Problem hier in Australien
ist nur, dass es illegal ist in der Öffentlichkeit zu campen, was auch das
Schlafen im Auto beinhaltet. Wird man von der Polizei erwischt, kann das 200$
kosten. Und ich habe gehört, dass die Polizei hier in Darwin da ziemlich
unnachsichtig ist. Dadurch war es für mich unmöglich in der City zu
übernachten. Ich habe dann zufällig ein deutsches Pärchen getroffen, die mir
einen Supertipp gegeben haben. Die Fishermen Wharf, eine Werft im Hafen von
Darwin. Der Clue ist, dass die Werft ein Privatgrundstück ist und somit die
Polizei hier „keine Entscheidungsmacht“ hat. Die Eigentümer der Werft erlauben
es den Backpackern kostenlos auf dem ziemlich großen Pier zu parken und zu
übernachten, solang sie nicht die ankommenden Fischerboote blockieren. Das nenn
ich mal ein Herz für Backpacker. Dort angekommen war ich ziemlich überrascht.
Die ganze rechte Seite des Piers war voll mit Campervans und Station Wagons von
Backpackern, die kostenlos in ihren Autos übernachten wollten. Ich habe mir
tagsüber noch neue Kissen und Bettwäsche im Casuarina Shopping Center gekauft,
um einen anständigen Schlaf im Auto zu haben. Nachdem ich einen Stellplatz
ergattern konnte, habe ich mein Bett hergerichtet. Und das geht so: Die
Rücksitze werden umgeklappt, das gesamte Gepäck kommt auf die Frontsitze, die
Matratze wird ausgeklappt, die Fenster werden ein Stück heruntergefahren, um
ein wenig Frischluft und Zirkulation zu bekommen und letztendlich werden noch
die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen. Fertig ist das Autobett.
Nun liege ich gerade in diesem Bett. Die zweite Nacht im
Auto steht bevor. Die letzte Nacht war super. Das Bett ist echt gemütlich und
ich schlafe wie ein König. Das ist echtes Backpacking. Ich habe kein „zu Hause“
im Moment und alles was ich benötige, habe ich in meinem Auto. Ich übe mich
gerade im Minimalismus. Jeden Tag fahre ich trotzdem nach der Arbeit zum
Hostel, denn ein wenig „Socialising“ muss ja auch sein. Außerdem missbrauche
ich auch die Duschen, Toiletten und Waschmaschinen im Hostel :) Vor nicht mal einem
Jahr lag ich noch in meinem Bett in meiner Wohnung in Hannover und jetzt …
liege ich in einem provisorischen Bett in einem Auto im Hafen von Darwin. Ist
das nicht verrückt?
Ich muss aber gestehen, dass ich heute etwas traurig bin und
jetzt gern in Deutschland wäre. Mein Papa feiert heute seinen 60.Geburtstag und
ich bin ganz traurig, dass ich nicht zu Hause sein kann und mit Euch feiern
kann. Happy Birthday. Ich vermisse Euch ganz doll. Ich hoffe du hattest einen
wunderschönen Geburtstag. Überhaupt muss ich öfters mal erwähnen, dass ich Euch
alle enorm vermisse. Nicht dass ihr noch denkt, ich bleibe hier ;) Ich erzähle
Euch immer überragende Geschichten aus Australien, aber ihr könnt Euch gar
nicht vorstellen, wie sehr ich mich auf den Moment freue, aus dem Flieger zu
steigen, deutschen Boden zu betreten und vor allem Euch Alle wiederzusehen. Am
liebsten morgen. Aber wir müssen uns noch ein wenig gedulden. „Not yet“ wie man
im Englischen so schön sagt. Ich wünsche mir nach wie vor, zurück zu kommen und
von Euch empfangen zu werden, als ob ich nie weggewesen wäre.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen