Es wurde Zeit Perth zu verlassen und die letzte Etappe
meines australischen Abenteuers einzuläuten. Es sind um die 1000km bis zum
Balladonia Roadhouse. Leider habe ich dieses Mal Niemanden gefunden, der mit
mir kommen wollte. Wer möchte auch schon nach Kalgoorlie oder Norseman :D Ich
fuhr also der erste Mal ganz allein, was überraschenderweise aber auch
überhaupt nicht schlimm war. Es war einfach nur toll hunderte von Kilometern
die Strasse entlang zu fahren und die Landschaft zu genießen. Wenn ich schon
1000km zu einem Ort fahre, dann will ich natürlich auch etwas sehen auf dem
Weg. Ich hatte 2,5 Tage Zeit, um zum Balladonia Roadhouse zu kommen. Mein Weg
führte mich dann auf den Brookton Highway durch die Hügellandschaft und Wälder
hinter Perth. Dann ging es einige 100km durch Weizenfelder. Unendlich lange Weizenfelder.
Deshalb wird diese Region auch „Wheatbelt“ genannt.
Insgesamt ging es 300km
östlich zu einem kleinen Ort, namens Hyden. Das spezielle an diesem Ort ist,
dass es hier ein einmaliges Naturspektakel zu bestaunen gibt: Den Wave Rock. Es
handelt sich hierbei um einen Granithügel, der durch Erosionen, Regen und
Sonnenschein wie eine riesige Welle im Meer aussieht. Aber seht selbst. Die
Bilder vom Wave Rock sehen fast besser aus, als er in echt aussieht ;) Danach habe ich mich noch auf einen Rundweg über den Felsen
begeben. Sehr interessant war auch Folgendes. Wir befinden uns in Hyden bereits
in einer sehr trockenen Region. Trinkwasser ist also Mangelware. Die Bewohner
von Hyden haben auf dem ganzen Felsen also eine Art Mauer gebaut. Wenn es jetzt
regnet, dann fließt das Regenwasser an den Mauern entlang in einen kleinen
Stausee. Dann hat man noch einen kleinen Damm gebaut und fertig ist die
Trinkwasserversorgung von Hyden.
Nach einem kleinen Mittagessen am Wave Rock und einen
kleinen Abstecher zu „The Humps“, ein weiterer Granitfels, habe ich mich dann
auf eine weitere 150km lange Schotterstrasse nördlich nach Southern Cross
begeben, um auf die Hauptverkehrsstrasse, den Great Eastern Highway,
zurückzukommen.
In Southern Cross hatte ich mich dann dazu entschieden, nochmal
200km bis Kalgoorlie zu fahren, da ich dann den nächsten Tag dort fast den
ganzen Tag hätte verbringen können. 700km an einem Tag. Klingt echt lang, war
es aber überhaupt nicht. Hier in Australien fühlen sich 300km wie 100km an. Es
ging als von Southern Cross Richtung Kalgoorlie und mittenhinein in der Region
der Eastern Goldfields. Wie der Name schon vermuten ließ, dreht sich hier alles
um Gold.
Bevor ich Euch erzähle, was ich hier Alles gesehen habe,
muss ich Euch ein wenig Geschichte dazu erzählen. Geschichte in Australien ist
ja eigentlich immer sehr rar, aber in dieser Region ist es wirklich
interessant, die Geschichte zu kennen und vor allem ist es auch wichtig, um zu
verstehen, was man hier alles so sieht. 1892 hat Arthur Baley an einem Ort,
namens Fly Flats 18kg an Gold gefunden. Als er dieses Gold dann nach Southern
Cross gebracht hatte, haben über Nacht fast alle Bewohner Southern Cross verlassen
und wollten ihr eigenes Glück versuchen. Quasi übernacht wurde nahe der Fly
Flats die Stadt Coolgardie gegründet und somit auch der letzte richtige
Goldrausch in der Geschichte der Menschheit eingeläutet. Immer mehr Menschen
aus ganz Australien und später auch aus anderen Nationen strömten in die Eastern
Goldfields. 1893 wollte der Goldschürfer Paddy Hannan nach neuen Goldstätten
suchen und stolperte zufällig über Gold 50km entfernt von Coolgardie. Er
gründete die Siedlung Kalgoorlie und die angrenzende Golden Mile wurde zur
berühmtesten Goldschürferstätte Australiens. Der Goldrausch ging weiter und im
Nichts entstanden in der Region über 50 neue Stätte. Insgesamt zog es um die
180000 Menschen bis zur Jahrhundertwende in die Region, um ihr Glück im
Goldschürfen zu finden. Die Bedingungen waren allerdings rau. Krankheiten,
fehlende medizinische Versorgung, nicht genügend Unterkünfte und und und. Das
größte Problem war allerdings Wasser. Dies ist eine der trockensten Regionen
Australiens und Wasser war absolute Mangelware. Nach einigen Versuchen, Trinkwasser
aus den Salzwasserseen zu gewinnen, hat man sich einer großen Vision
hingegeben. Eine Wasserpipeline von Perth bis in die Goldfields. Und bis 1903
hat man tatsächlich eine über 560km lange Pipeline von Perth nach Kalgoorlie
gebaut. Die Pipeline ist noch heute die Lebensader vieler Städte in den Eastern
Goldfields. Kalgoorlie entwickelte sich bis zur Jahrhundertwende zum Zentrum
des Goldrausches. Prunkvolle Gebäude wurden gebaut. Aber wie es bei einem
Goldrausch immer ist, verflog der Enthusiasmus vieler Goldgräber auch schnell
wieder. Spätestens nach dem ersten Weltkrieg war der Goldrausch vorbei und
Enthusiasmus schwand ebenso wie das Geld in den Städten. Gold war der
Lebensmittelpunkt. Viele Städte wurden verlassen und wurden zu echten
Geisterstädten. Nach einer Minenschließung in der Stadt Gwalia zum Beispiel verließen
über Nacht alle Einwohner die Stadt und die entstandene Geisterstadt ist heute
noch ein imposanter Ausflugsort für Touristen. Kalgoorlie ist die einzigste
Stadt die den Goldrausch wirtschaftlich überstehen konnte und heute noch das
wirtschaftliche und soziale Zentrum der Region ist.
OK, genug zur Geschichte. Dann erzähle ich Euch mal, was ich
alles gesehen habe. Der Great Eastern Highway nach Kalgoorlie folgt exakt der
Strecke der Wasserpipeline, von der ich Euch erzählt habe. Ist schon
beeindruckend, was die Leute um 1900 in der Lage waren, zu errichten. Es wurde
dann jedoch dunkel und ich entschloss mich in Coolgardie, 50km vor Kalgoorlie,
zu übernachten. Ein kleiner Spaziergang über die Hauptstrasse Coolgardies war
echt schockierend. Man sah noch den einstigen Prunk der Stadt und der Gebäude.
Jedoch stehen 70% der Gebäude einfach leer. Man kommt sich vor, wie in einer
Geisterstadt im Wilden Westen. Es war echt unheimlich entlang der Hauptstrasse
zu laufen. Coolgardie ist ein Paradebeispiel des gescheiterten Goldrausches. Man
kann gar nicht glauben, dass Coolgardie um 1900 mit 15000 Einwohnern noch die
drittgrößte Stadt in Western Australia nach Perth und Fremantle war. Von diesem
Glanz ist nichts übrig geblieben. Heutzutage ist Coolgardie mit gerade Mal 1200
Einwohner lediglich ein Zwischenstop für den Transit von Perth oder von
Adelaide.
Am nächsten morgen bin ich dann die letzten 50km nach Kalgoorlie-Boulder
gefahren, der offizielle Name der Stadt. Zunächst habe ich mir das Zentrum
etwas angesehen. Hier sieht man immer noch Gebäude im Wild West Stil und den
Prunk von damals. Aber ganz schnell wird hier auch klar, dass Kalgoorlie eine
Minenstadt ist. Die Bars, Pubs, Bordelle und Tatoowierstudios reihen sich hier förmlich
aneinander.
Danach habe ich das Museum besucht, in dem es sich natürlich
hauptsächlich um Gold und den Goldrausch geht. Sehr interessant und
empfehlenswert, solltet ihr irgendwann mal in Kalgoorlie landen.
Danach ging es zum Mt. Charlotte Lookout. Dort endet zum
einen die 560km lange Wasserpipeline von Perth und zum anderen hat man einen
tollen Ausblick über Kalgoorlie und den angrenzenden Superpit, auf den ich
gleich noch eingehe.
Dann ging es auf in den KCGM Showroom. KCGM ist der größte
Arbeitgeber in Kalgoorlie und betreibt den größten Goldtagebau in der Region.
Ich habe mir riesige „Dump Trucks“ angesehen, die das Gold aus den Minen
befördern und habe mir ein wenig andere Technik des modernen Goldabbaus angesehen.
Dann kam aber das eigentliche Highlight in Kalgoorlie. Ich
wollte auf jeden Fall auch mal eine Goldmine sehen. Ok, es war ein Tagebau,
aber trotzdem sehr imposant. Der Super Pit. Erinnert ihr Euch an die Golden
Mile, die ich oben erwähnt habe. Bis 1989 gab es hier viele unabhängig
voneinander arbeitende Goldminen. Das Goldwurde unter Tage abgebaut. Ein sehr
schlauer Mann, Allan Bond, hat es dann 1989 tatsächlich geschafft alle
einzelnen Minen auf der Golden Mile in einer Gesellschaft zu konsolidieren.
Größere Maschinen konnten nun Gold abbauen und wesentlich effektiver. Anstatt
das Gold in einer Mine zu fördern, errichtete man einen riesigen Tagebau, den
sogenannten KCGM Super Pit, der direkt an die Stadt angrenzt. 3.6km lang. 1.3km
breit und 360m tief. Hier sehen sogar die großen Dump Trucks aus wie
Spielzeugautos. Selbst wann man sich das ganze nur mal bei Google Maps
anschaut, bekommt man schon ein Gespür für die riesige Dimension hier. Bis 2018
kann hier noch Gold gefördert werden. Abgebaut wird rund um die Uhr. Was daraus
aus dem Tagebau wird und vor allem auch aus Kalgoorlie, das den Goldtagebau als
Wirtschaftsmotor braucht, weiß man nicht
Für mich war es auf jeden Fall sehr interessant mal etwas
über Gold und den damaligen Goldrausch hier in der Region zu erfahren.
Kalgoorlie: Definitiv eine Reise wert! Ich bin dann noch 200km nach Süden
gefahren, wo ich dann in Norseman übernachtet habe. Norseman ist die letzte
Stadt bevor es in die endlose Weite der Nullarbor Plain ging. Von dort aus
waren es nur noch 200km bis zum Roadhouse am nächsten Morgen.
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