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Dienstag, 10. Januar 2012

Leben ohne Zwänge

Im Moment gibt es aus Melbourne nicht soviel zu berichten. In ein paar Stunden habe ich Geburtstag. Wahrscheinlich muss ich morgen und übermorgen arbeiten, so dass es keine ausgiebige Feier geben wird. Vielleicht mache ich mit ein paar Leuten Barbecue am Yarra River. Das Geld ist im Moment eben wichtiger als mein Geburtstag. Aber hey, wer kann schon behaupten, dass er sein Geburtstag in Australien verbracht hat?

Zeit mal ein weig über Land und Leute zu plaudern. Das Leben ist schon außergewöhnlich hier. Ich lerne jeden Tag soviele unterschiedliche Menschen kennen. Im Hostel habe ich letztens eine Lehrstunde in Sachen Chinesisch bekommen. Auf Arbeit komme ich mir vor wie ein Lehrer für Sexualstunden. Die Inder und Pakistani sind alle Moslems. Sie dürfen kein Geschlechtsverkehr vor der Ehe haben. Jeden Tag fragen sie mich die verrücktesten Fragen über Frauen und was man mit ihnen so macht, während wir die Container ausladen :D Das ist schon sehr witzig, wie unwissend diese Leute sind (bedauerlicherweise!), aber es nervt irgendwie auch langsam. Das Lustige ist, ich kann denen echt alles erzählen und sie glauben mir das ;) Letztens hat mir einer meiner Kollegen aber auch mal so ein paar Unterschiede zwischen Islam und Christentum erklärt und warum Frauen verschleiert sind, warum sie keine Schweine essen und solche Sachen. Muss zugeben, sehr interessant. Im Hostel habe ich letztens einen Deutschen getroffen, der seit fast 2 Jahren in Australien herumreist. Er ist mit 200€ nach Australien gekommen, hat irgendwann seine Freundin aus Estland hier kennengelernt und reist nun mit ihr durch die abgelegensten Orte im Outback. Er verdient mein Respekt, dass er das so durchgezogen hat. Aber im Gespräch mit ihm, kam in meinen Gedanken immer wieder die Frage auf, was eigentlich besser ist: Weltenbummler zu sein und einfach sein Leben Tag für Tag zu genießen oder sich immer wieder neue Ziele zu setzen, auf die man in einem geordneten Leben hinarbeitet? Es ist unheimlich schön durch dieses Land zu reisen, an unglaublichen Orten zu nächtigen und Land und Leute kennenzulernen. Ich frage mich aber an seinem Beispiel, wie lang er das machen will. Kann man wirklich Jahre lang durch Australien und andere Länder reisen ohne wirklich ein Ziel vor Augen zu haben? Was hat er erreicht, wenn er 40 ist? Zu Hause (also in Deutschland) steckt man sich Ziele und setzt sich neue Herausforderungen. Sei es in der Karriere oder im alltäglichen Leben. Klar ist das Leben dann nicht so abwechslungsreich und zwanglos, aber man kann seine Energie für etwas einsetzen, wo man weiß man erreicht etwas. Wahrscheinlich ist dies ein Grund, warum ich Deutschland vermisse. Das Geheimnis ist wohl den goldenen Mittelweg aus Beidem zu finden. Und ich denke ich bin auf einem guten Weg, diesen Weg zu finden. Auf Arbeit hat mich letztens ein Australier in seinem Auto mitgenommen. In solchen Momenten kriegt man einfach mal die Unterschiede zur deutschen Mentalität mit. Er fand es auch sehr beeindruckend, wieviel ich schon in Australien gesehen habe und was ich noch alles vorhabe. In solchen Momenten fühle ich mich einfach wohl in einem fremden Land zu sein. Man fühlt sich irgendwie heimisch und angekommen. Jaja, so jetzt habe ich mal etwas aus dem Nähkästchen geplaudert. Vielleicht bekommt ihr einen kleinen Eindruck, warum es jeden Tag so unglaublich schön ist in Australien zu sein und weshalb man seine Heimat jeden Tag mehr schätzen lernt.

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