Im Moment
gibt es aus Melbourne nicht soviel zu berichten. In ein paar Stunden
habe ich Geburtstag. Wahrscheinlich muss ich morgen und übermorgen
arbeiten, so dass es keine ausgiebige Feier geben wird. Vielleicht
mache ich mit ein paar Leuten Barbecue am Yarra River. Das Geld ist
im Moment eben wichtiger als mein Geburtstag. Aber hey, wer kann
schon behaupten, dass er sein Geburtstag in Australien verbracht
hat?
Zeit mal ein weig über Land und Leute
zu plaudern. Das Leben ist schon außergewöhnlich hier. Ich lerne
jeden Tag soviele unterschiedliche Menschen kennen. Im Hostel habe
ich letztens eine Lehrstunde in Sachen Chinesisch bekommen. Auf
Arbeit komme ich mir vor wie ein Lehrer für Sexualstunden. Die Inder
und Pakistani sind alle Moslems. Sie dürfen kein Geschlechtsverkehr
vor der Ehe haben. Jeden Tag fragen sie mich die verrücktesten
Fragen über Frauen und was man mit ihnen so macht, während wir die
Container ausladen :D Das ist schon sehr witzig, wie unwissend diese
Leute sind (bedauerlicherweise!), aber es nervt irgendwie auch
langsam. Das Lustige ist, ich kann denen echt alles erzählen und sie
glauben mir das ;) Letztens hat mir einer meiner Kollegen aber auch
mal so ein paar Unterschiede zwischen Islam und Christentum erklärt
und warum Frauen verschleiert sind, warum sie keine Schweine essen
und solche Sachen. Muss zugeben, sehr interessant. Im Hostel habe ich
letztens einen Deutschen getroffen, der seit fast 2 Jahren in
Australien herumreist. Er ist mit 200€ nach Australien gekommen,
hat irgendwann seine Freundin aus Estland hier kennengelernt und
reist nun mit ihr durch die abgelegensten Orte im Outback. Er
verdient mein Respekt, dass er das so durchgezogen hat. Aber im
Gespräch mit ihm, kam in meinen Gedanken immer wieder die Frage auf,
was eigentlich besser ist: Weltenbummler zu sein und einfach sein
Leben Tag für Tag zu genießen oder sich immer wieder neue Ziele zu
setzen, auf die man in einem geordneten Leben hinarbeitet? Es ist
unheimlich schön durch dieses Land zu reisen, an unglaublichen Orten
zu nächtigen und Land und Leute kennenzulernen. Ich frage mich aber
an seinem Beispiel, wie lang er das machen will. Kann man wirklich
Jahre lang durch Australien und andere Länder reisen ohne wirklich
ein Ziel vor Augen zu haben? Was hat er erreicht, wenn er 40 ist? Zu
Hause (also in Deutschland) steckt man sich Ziele und setzt sich neue
Herausforderungen. Sei es in der Karriere oder im alltäglichen
Leben. Klar ist das Leben dann nicht so abwechslungsreich und
zwanglos, aber man kann seine Energie für etwas einsetzen, wo man
weiß man erreicht etwas. Wahrscheinlich ist dies ein Grund, warum
ich Deutschland vermisse. Das Geheimnis ist wohl den goldenen
Mittelweg aus Beidem zu finden. Und ich denke ich bin auf einem guten
Weg, diesen Weg zu finden. Auf Arbeit hat mich letztens ein
Australier in seinem Auto mitgenommen. In solchen Momenten kriegt man
einfach mal die Unterschiede zur deutschen Mentalität mit. Er fand
es auch sehr beeindruckend, wieviel ich schon in Australien gesehen
habe und was ich noch alles vorhabe. In solchen Momenten fühle ich
mich einfach wohl in einem fremden Land zu sein. Man fühlt sich
irgendwie heimisch und angekommen. Jaja, so jetzt habe ich mal etwas
aus dem Nähkästchen geplaudert. Vielleicht bekommt ihr einen
kleinen Eindruck, warum es jeden Tag so unglaublich schön ist in
Australien zu sein und weshalb man seine Heimat jeden Tag mehr
schätzen lernt.
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