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Mittwoch, 9. Mai 2012

2. Dienstreise zur Tipperary Cattle Station

Was für eine Woche. Es war eine der besten Wochen bis jetzt in Australien überhaupt, wenn nicht sogar DIE Beste. Was ich diese Woche erlebt habe, ist einfach die Krönung eines bis jetzt perfekten Abenteuers und ich kann es wirklich nur schwer in Worte fassen. Aber eines steht fest, so etwas erlebt man nur einmal in seinem Leben. Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.

Ok, stellt Euch Folgendes vor. Eine asphaltierte Landstrasse im subtropischen australischen Busch, 200km von Darwin entfernt, in den Weiten des Northern Territories. Irgendwann führt eine einsame rote Schotterstraße von dieser Landstraße weg. Der Busch lichtet sich. Links und rechts der Schotterstraße kann man nun endlos weite grüne Weiden erspähen. Am Ende der 30km Straße befindet sich eine Cattle Station (Viehzuchtbetrieb), in der wahrscheinlich einige Dutzend Leute wohnen. Der Name ist Tipperary Station. Auf der rechten Seite befinden sich in einem Wald wunderschöne Holzhäuser. Fast wie in einem Ferienresort. Auf der anderen Seite befinden sich alle Gebäude, die ein Viehzuchtbetrieb haben muss und die von den paar Dutzend Leuten zum Leben benötigt werden. Darunter ist auch eine Schule und ein kleiner General Store (Lebensmittelladen). Zwischen beiden Seiten befindet sich ein Flugfeld an dessen Ende der Horizont eine gerade Linie bildet. Es ist beängstigend ruhig hier. Die Straßen sind gesäumt mit prachtvollen Palmen und Mangobäumen. Der Rasen ist kunstvoll gemäht und ein unaufdringlicher Hauch von Kuhscheiße liegt in der Luft.
Und nun stellt Euch bitte vor, ihr arbeitet für eine Firma, die Unkraut bekämpft. Euer Boss bekommt den Auftrag rund um die 2098km² große Cattle Station das Unkraut zu beseitigen. Ihr fahrt allein einen roten 4WD Ford Ranger die 30km lange Schotterstraße entlang. Ihr fahrt das Auto, völlig entspannt mit australischer Countrymusik bei einem farbenprächtigen Sonnentuntergang auf der Westseite. Euer Kollege hinterläßt eine Staubwolke vor Euch. Ebenso seht ihr eine mächtige Staubwolke im Rückspiegel eures Autos. Ab und an haltet ihr an und betätigt die Hupe bis die ziemlich behäbigen Kühe Euch den Weg auf der Schotterstraße für die Weiterfahrt freimachen. Auf der Cattle Station selbst dürft ihr nun 5 Tage in einer der idyllischen Holzhütten mit euren Kollegen und eurem Boss wohnen. Stellt Euch vor ihr fahrt mit einem Quadbike durch Gräser und Büsche die höher als ihr selbst und das Quadbike sind. Ihr müsst Euch einen Weg bahnen, denn ihr seid auf der Jagd nach jedem einzelnen „Bellyache Bush“ auf der Cattle Station, den ihr sprühen und vernichten wollt. Ihr fahrt über Weiden, durch Sümpfe, Wälder und sogar Flüsse müsst ihr mit Eurem Quad überqueren. Stellt Euch schlussendlich vor, ihr fegt mit Eurem Quadbike mit gut 50km/h über die Weiden der Cattle Station. Ihr habt ein kleines Rennen mit eurem Kollegen. Am Horizont leuchtet die Sonne blutrot. Neben Euch springt ein Rudel Wallabies (Zwergkänguruhs) und versucht mit Euch mitzuhalten. Der Fahrtwind weht in Euer Gesicht und das einzigste was ihr tut, ist einfach nur den Moment zu genießen und die Zeit in Eurem Kopf anzuhalten. Nach der Arbeit liegt ihr mit einer eisgekühlten Coca Cola am Ende des Flugfeldes und schaut Euch einen der schönsten Sonnenuntergänge an, den ihr je gesehen habt. Am Himmel wird die Milchstraße sichtbar. Euer Boss ruft Euch und sagt, dass Abendessen ist fertig. T-Bone Steak mit Süßkartoffeln und Gemüse. Ihr müsst nichts bezahlen. Weder für das Haus, für das Essen, noch für das Quadbike und das Auto. Im Gegenteil, ihr bekommt für all die aufgezählten Aktivitäten und Momente auch noch 180$ pro Tag.
Wie klingt das? Das muss ein Traum sein oder? So etwas ist unmöglich. Und doch sage ich Euch, dass ich alles, so wie es oben beschrieben ist, letzte Woche erlebt habe. Ob ihr mir glaubt, ist Euch überlassen. Ein unvergesslicher Augenblick jedenfalls. Träume kann man träumen, nur wenige davon erfüllt man sich und nur ganz ganz wenige Träume gehen in Erfüllung von denen man vorher noch nicht einmal geträumt hat. Dies ist einer davon und das sind die Allerschönsten :)

Aber fangen wir mal von vorne an. Am vorletzten Sonntag hieß es wieder Taschen packen. Es ging auf zum nächsten Business Trip. Montag morgen haben wir dann in Murrays Shed unsere Ausrüstung präpariert. Neben unseren altbekannten Dienstfahrzeugen haben wir dann zusätzlich noch den Gator (eine Art Buggy mit Tank) und 2 Quadbikes auf Anhänger geladen. Mir ahnte schon, das könnte ein ganz besonderer Trip werden. Aber ich dachte noch nicht so recht daran mal den Gator oder das Quad fahren zu dürfen, denn wahrscheinlich sind diese Vehikel meinen alteingesessenen Kollegen vorbehalten. 
Am Montag ging es dann zunächst auf zur Ringwood Road, einer Schotterstraße die vom Stuart Highway kurz vor Adelaide River abzweigt. Den ganzen Tag hieß es sprühen, was das Zeug hält. Abends haben wir dann in Adelaide River übernachtet. Natürlich auf Kosten von Murray. 

Auf der Ringwood Road


Ken gibt Gas im Gator :D

Das ist übrigens Gamba-Gras
Dieses Gras ist wie die Pest in Australien. Vor 20 Jahren wurde es in Australien eingeführt, da es hervorragendes Futter für Kühe ist. Leider haben die Aussies wohl übersehen, dass sich das Gras schneller ausbreitet als es Kühe in Australien gibt.

Ich und meine "Gun". Seit über einen Monat unzertrennlich.


Sonnenuntergang an der Ringwood Road


Am nächsten Morgen ging es dann auf zur Daly River Road, der Landstraße von der ich oben gesprochen habe. Murray ist dann mit Antoine und Terrence zur Tipperary Station gefahren, während ich mit Ken die Daly River Road sprühen sollte. Abends sind wir Beide dann auch zur Tipperary Station gefahren. Dort angekommen, haben wir festgestellt, dass die anderen die Arbeit noch nicht beendet hatten. Ken sagte dann, dass wir die Quadbikes nehmen und sie suchen. Mein erster bezahlter Trip auf einem Quadbike. Wer sich an die Story in der Wüste in Dubai erinnert, wird jetzt schon wieder Angst bekommen. Aber nein, ich habe mich dieses Mal nicht verletzt ;) Am Dienstag war ich mit Ken wieder auf der Daly River Road. In unserer ausgedehnten Mittagspause habe ich mich dann mal beim Fischen versucht. Leider ohne Erfolg. Am Mittwoch und Donnerstag durfte ich dann endlich mit auf der Tipperary Station arbeiten. Und zu meiner Überraschung hat mir Murray sogar den Gator und ein Quadbike gegeben. Ich konnte es nicht fassen. Über Fels und Stein, Acker und Busch, Bäche und Schlamm. Es war einfach zu schön, um wahr zu sein. Und ich wurde auch noch dafür bezahlt. Aber ich lasse mal die Bilder und Videos sprechen.

Auf der Daly River Road



Ken, Ich und unsere 2 Autos ich beim Mittagspäuschen am Adelaide River



Dann habe ich mich doch gleich mal beim Fischen versucht ...


Karriere beendet !!! :D

Auf der Tipperary Cattle Station






Das war unser Haus fuer 5 Tage :)


Und hier ein paar Einblicke ins Arbeitsleben eines Weedsprayers











Und jetzt nehme ich Euch mal mit auf meinem Quadbike. Ich habe die Videos in HD gemacht. Die Files sind aber zu gross zum hochladen. Deshalb musste ich leider die Qualitaet der Videos etwas verringern. Ich hoffe, es gefaellt Euch trotzdem.






Am Freitag ging es dann zurück nach Darwin. Mal schauen, was sich als naechstes ergibt.

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