Am Sonntag morgen ging es wieder in die
Werft in Cullen Bay. Es war der erste Tag nachdem ich mein 2nd Year
Visa bekommen habe. Was für ein wunderschöner Tag. Nichts,
aber auch gar nichts konnte mir heute die Stimmung vermiesen. Jürgen
hat mir erstmal gratuliert, dass ich jetzt mein Visa bekommen habe.
Nachdem die Silberschicht von gestern über Nacht getrocknet ist,
haben wir uns an die Planken überhalb der Wasserlinie gemacht.
Es hieß das Holz zu schleifen was das Zeug hält, um einen
guten Untergrund für einen neuen Anstrich zu bekommen. Danach
haben wir uns wieder den Planken unter der Wasserlinie gewidmet. Der
finale Anstrich stand auf dem Programm. Die Cahaya Utara sollte ein
pralles Rot bekommen, so wie sie es vor unserer Runderneuerung auch
hatte. Die Silberfarbe wurde dann also mit einem satten Rot mehrmals
gestrichen. Ein Farbdose mit diesem Rot kostet übrigens 1000$
(850€). Jürgen lässt sich das Boot ganz schön was
kosten. In dem Rot sind Kupferoxide drin. Kupfer verhindert, dass
sich kleine Lebewesen am Rumpf des Schiffes ansetzen. Danach wurde
der obere Teil dann noch mit einem neuen weißen Anstrich
versehen und fertig ist die „neue“ Cahaya Utara.
Das Boot nach dem ersten Tag in der Werft
Ich beim Sandschleifen
Ein versiegelter Riss im Rumpf
Der finale Anstrich
Mittagspaueschen
Der Hafen von Cullen Bay
Und fertig ist die neue Cahaya Utara
Die zwei letzten Tage in der Werft
haben super viel Spaß gemacht. Es ist toll zu sehen, wie das
fertige Boot dann aussieht. Jürgens Frau hat uns zum Mittagessen
wieder leckeres indisches Essen gebracht. Wir haben viele Geschichten
erzählt und viel miteinander gelacht. Die Arbeitsatmosphäre
in der Werft war unglaublich entspannt und locker, was dazu
beigetragen hat, dass dies bis jetzt eigentlich der schönste Job
war, den ich überhaupt bis jetzt in Australien hatte. Anitha hat
sogar mein Bettzeug abends mitgenommen und gewaschen. Super lieb! Wir
standen vor dem fertigen Boot und haben feststellen müssen, dass
wir einen super Job gemacht haben. Auch Jürgen war ziemlich
zufrieden mit uns.
Dann kam aber wieder einer der
unerwarteten und wunderschönen Momente, die ich hier in
Australien so liebe. Jürgen war sehr zufrieden mit unserer
Arbeit und eigentlich war geplant morgen noch in der Werft zu
arbeiten. Da wir aber anscheinend nicht nur gut, sondern auch schnell
gearbeitet hatten, waren wir einen Tag früher als geplant
fertig. Jürgen fragte dann, ob Bea, Roarie und ich nicht Lust
hätten morgen mit auf eine kleine Segeltour zu kommen, da wir
das Boot morgen früh schon wieder ins Wasser lassen könnten
und das Boot sowieso zu seinem Liegeplatz zurück muss. Meint er
das ernst? Jürgen sah bei allen Dreien von uns strahlende
Gesichter. Ohne zu zögern haben wir natürlich zugestimmt.
Das ist mal wieder der absolute Wahnsinn. Ich bekomme für 2 Tage
Bootsbau 360$ und Essen und dann lädt der Kapitän uns auch
noch höchstpersönlich zu einem Segeltrip ein. Gestern das
Visa. Heute ein Segeltrip. Das ist mal wieder wie auf Wolke 7 hier.
Und es ist auch perfektes Timing. Eigentlich musste ich ja wieder
montags Container ausladen. Da die Queen (offizielles Oberhaupt von
Australien, auch wenn sie nichts zu sagen hat) aber heute (Montag)
Geburtstag hat und die verrückten Australier daraus gleich Mal
wieder einen öffentlichen Feiertag gemacht haben, habe ich also
nicht im Lagerhaus arbeiten müssen und habe Zeit für den
Segeltrip. Jürgen weiß gar nicht, was er uns damit für
einen Gefallen getan hat.
Am nächsten Morgen haben Roarie,
Jürgen und ich uns dann in Tipperary Waters getroffen, dem
Liegeplatz des Bootes. Roarie und ich haben die Autos dann dort
gelassen, um später wieder zurückzukommen. Wir sind dann
mit Jürgen zur Werft gefahren. Nachdem wir das Boot dann nochmal
gesäubert haben, war es bereit, wieder Wasser unter den Kiel zu
bekommen. Jeff, der Chef der Werft, hat das Boot dann wieder zu
Wasser gelassen. Es war natürlich auch ein Test, ob wir wirklich
alle Löcher in den letzten 2 Tagen gestopft hatten. Mit dabei
waren noch Anitha, Michael, der die Elektrik an Board erneuert hatte,
Jürgens Nachbar John, Jürgens Sohn Vincent und Michaels
Kinder. Wir sind dann 4 Stunden lang, um Darwin herumgefahren. Es war
traumhaftes Wetter. Keine Wolke am Himmel. 30°C. Glasklares
Wasser. Jürgen hat uns sogar ab und an mal ans Steuer gelassen.
Es gab kleine Snacks und für jeden sogar einen „Boat’s
Coffee“, den sonst eigentlich nur der Skipper bekommt. Warum, wurde
mir dann auch ganz schnell klar, als ich den ersten Schluck getrunken
hatte. Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Whisky
Als wir dann gerade vor der Skyline Darwins langgeschippert sind,
sind auf einmal 2 Delfine 30 Meter neben dem Boot entlang
geschwommen. Man kann das nicht beschreiben. Das sind überwältigende
Erinnerungen. Bevor wir dann zum Liegeplatz gefahren sind, sind wir
noch durch die Mangrovenwälder Darwins gefahren. Das war ein
Supertrip, wofür ich Jürgen gar nicht genug danken kann.
Und das Allerwichtigste, es war kein Wasser im Boot. Wir haben
tatsächlich alle Löcher stopfen können, was Jürgen
sehr gefreut hat.
Aber damit war das Abenteuer Cahaya
Utara noch nicht vorbei. Als wir angelegt haben, hat Jürgen der
ganzen Sache noch die Krönung aufgesetzt. Zunächst müsst
ihr wissen, dass Bea, die Amerikanerin, eigentlich kein wirkliches
Dach über dem Kopf hat und jede Nacht in irgendeinem Park oder
sonstwo in der Öffentlichkeit schläft. Als erstes
verkündete Jürgen, dass Bea für die nächsten
Wochen, solang das Boot an seinem Liegeplatz ist, im Boot schlafen
und leben kann, wenn sie 12$ pro Tag an den Lockmaster (Aufseher des
Hafens und Verantwortlicher für die Wasserschleuse) zahlt. Wow.
Das geht nun echt über höfliche Gastfreundschaft hinaus.
Ihr hättet mal Beas Gesicht sehen sollen. In der Werft hat sie
uns immer erzählt, wie gern sie mal für ein paar Wochen in
einem Boot schlafen würde. Jürgen hat ihr nun diesen Traum
erfüllt. Als Zweites hat Jürgen uns dann zu einem Dinner
bei sich zu Hause eingeladen. Und zum Schluss kam dann das
Unglaubliche. Jürgen sagte, wenn wir noch etwas in Darwin
bleiben und ihm in naher Zukunft nochmal umsonst für ein paar
kleinere Malerarbeiten und sonstige Arbeiten am Boot helfen, dann
will er uns ein wenig in die Geheimnisse des Segelns einweihen und
Roarie, Bea und mich als seine Crew mit auf einen richtigen Segeltrip
nehmen. Habt ihr das gehört? Sagt mir, dass Jürgen das
nicht ernst meint. Wenn Jürgen eines kann, dann, wie man andere
Menschen glücklich macht und ihnen die Sprache verschlägt.
Nein, im Ernst, deshalb liebe ich Australien. Du kennst die Menschen
hier seit gerade einmal 2 Tagen, aber die Atmosphäre ist so
liebevoll und die Leute hier sind so uneigenützig. Ich war echt
schon am überlegen Jürgen die 360$ für die Arbeit am
Boot zurückzugeben, denn er hat mir 3 wunderbare Tage beschert.
Auf geht's wieder ins Wasser
Die Wasserschleuse von Cullen Bay zum Meer
Arrrrrrr ... Ich als Steuermann
Die Bootsbauer Crew
Roarie, Bea, ich und Juergen im Hintergrund
Relaxt :)
Durch Darwins Mangrovenwaelder
Eine Krokodilfalle
Roarie und ich in luftigen Hoehen
Angelegt in Tipperary Waters
Morgen, am Dienstag, geht es allerdings
wieder zurück in die Realität. Container ausladen. Ich
hasse diesen Job. Das genaue Gegenteil von dem Schiffsbaujob. Es wird
Zeit wohl nochmal ein paar andere Optionen zu prüfen. Dass man
hier viel bessere Jobs finden kann, haben mir die letzten Tage
gezeigt.
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