Seiten

.

.

Montag, 11. Juni 2012

Die Jungfernfahrt der "neuen" Cahaya Utara


Am Sonntag morgen ging es wieder in die Werft in Cullen Bay. Es war der erste Tag nachdem ich mein 2nd Year Visa bekommen habe. Was für ein wunderschöner Tag. Nichts, aber auch gar nichts konnte mir heute die Stimmung vermiesen. Jürgen hat mir erstmal gratuliert, dass ich jetzt mein Visa bekommen habe. Nachdem die Silberschicht von gestern über Nacht getrocknet ist, haben wir uns an die Planken überhalb der Wasserlinie gemacht. Es hieß das Holz zu schleifen was das Zeug hält, um einen guten Untergrund für einen neuen Anstrich zu bekommen. Danach haben wir uns wieder den Planken unter der Wasserlinie gewidmet. Der finale Anstrich stand auf dem Programm. Die Cahaya Utara sollte ein pralles Rot bekommen, so wie sie es vor unserer Runderneuerung auch hatte. Die Silberfarbe wurde dann also mit einem satten Rot mehrmals gestrichen. Ein Farbdose mit diesem Rot kostet übrigens 1000$ (850€). Jürgen lässt sich das Boot ganz schön was kosten. In dem Rot sind Kupferoxide drin. Kupfer verhindert, dass sich kleine Lebewesen am Rumpf des Schiffes ansetzen. Danach wurde der obere Teil dann noch mit einem neuen weißen Anstrich versehen und fertig ist die „neue“ Cahaya Utara.

Das Boot nach dem ersten Tag in der Werft


Ich beim Sandschleifen


Ein versiegelter Riss im Rumpf


Der finale Anstrich


Mittagspaueschen


Der Hafen von Cullen Bay


Und fertig ist die neue Cahaya Utara



Die zwei letzten Tage in der Werft haben super viel Spaß gemacht. Es ist toll zu sehen, wie das fertige Boot dann aussieht. Jürgens Frau hat uns zum Mittagessen wieder leckeres indisches Essen gebracht. Wir haben viele Geschichten erzählt und viel miteinander gelacht. Die Arbeitsatmosphäre in der Werft war unglaublich entspannt und locker, was dazu beigetragen hat, dass dies bis jetzt eigentlich der schönste Job war, den ich überhaupt bis jetzt in Australien hatte. Anitha hat sogar mein Bettzeug abends mitgenommen und gewaschen. Super lieb! Wir standen vor dem fertigen Boot und haben feststellen müssen, dass wir einen super Job gemacht haben. Auch Jürgen war ziemlich zufrieden mit uns.

Dann kam aber wieder einer der unerwarteten und wunderschönen Momente, die ich hier in Australien so liebe. Jürgen war sehr zufrieden mit unserer Arbeit und eigentlich war geplant morgen noch in der Werft zu arbeiten. Da wir aber anscheinend nicht nur gut, sondern auch schnell gearbeitet hatten, waren wir einen Tag früher als geplant fertig. Jürgen fragte dann, ob Bea, Roarie und ich nicht Lust hätten morgen mit auf eine kleine Segeltour zu kommen, da wir das Boot morgen früh schon wieder ins Wasser lassen könnten und das Boot sowieso zu seinem Liegeplatz zurück muss. Meint er das ernst? Jürgen sah bei allen Dreien von uns strahlende Gesichter. Ohne zu zögern haben wir natürlich zugestimmt. Das ist mal wieder der absolute Wahnsinn. Ich bekomme für 2 Tage Bootsbau 360$ und Essen und dann lädt der Kapitän uns auch noch höchstpersönlich zu einem Segeltrip ein. Gestern das Visa. Heute ein Segeltrip. Das ist mal wieder wie auf Wolke 7 hier. Und es ist auch perfektes Timing. Eigentlich musste ich ja wieder montags Container ausladen. Da die Queen (offizielles Oberhaupt von Australien, auch wenn sie nichts zu sagen hat) aber heute (Montag) Geburtstag hat und die verrückten Australier daraus gleich Mal wieder einen öffentlichen Feiertag gemacht haben, habe ich also nicht im Lagerhaus arbeiten müssen und habe Zeit für den Segeltrip. Jürgen weiß gar nicht, was er uns damit für einen Gefallen getan hat.
Am nächsten Morgen haben Roarie, Jürgen und ich uns dann in Tipperary Waters getroffen, dem Liegeplatz des Bootes. Roarie und ich haben die Autos dann dort gelassen, um später wieder zurückzukommen. Wir sind dann mit Jürgen zur Werft gefahren. Nachdem wir das Boot dann nochmal gesäubert haben, war es bereit, wieder Wasser unter den Kiel zu bekommen. Jeff, der Chef der Werft, hat das Boot dann wieder zu Wasser gelassen. Es war natürlich auch ein Test, ob wir wirklich alle Löcher in den letzten 2 Tagen gestopft hatten. Mit dabei waren noch Anitha, Michael, der die Elektrik an Board erneuert hatte, Jürgens Nachbar John, Jürgens Sohn Vincent und Michaels Kinder. Wir sind dann 4 Stunden lang, um Darwin herumgefahren. Es war traumhaftes Wetter. Keine Wolke am Himmel. 30°C. Glasklares Wasser. Jürgen hat uns sogar ab und an mal ans Steuer gelassen. Es gab kleine Snacks und für jeden sogar einen „Boat’s Coffee“, den sonst eigentlich nur der Skipper bekommt. Warum, wurde mir dann auch ganz schnell klar, als ich den ersten Schluck getrunken hatte. Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Whisky Als wir dann gerade vor der Skyline Darwins langgeschippert sind, sind auf einmal 2 Delfine 30 Meter neben dem Boot entlang geschwommen. Man kann das nicht beschreiben. Das sind überwältigende Erinnerungen. Bevor wir dann zum Liegeplatz gefahren sind, sind wir noch durch die Mangrovenwälder Darwins gefahren. Das war ein Supertrip, wofür ich Jürgen gar nicht genug danken kann. Und das Allerwichtigste, es war kein Wasser im Boot. Wir haben tatsächlich alle Löcher stopfen können, was Jürgen sehr gefreut hat.
Aber damit war das Abenteuer Cahaya Utara noch nicht vorbei. Als wir angelegt haben, hat Jürgen der ganzen Sache noch die Krönung aufgesetzt. Zunächst müsst ihr wissen, dass Bea, die Amerikanerin, eigentlich kein wirkliches Dach über dem Kopf hat und jede Nacht in irgendeinem Park oder sonstwo in der Öffentlichkeit schläft. Als erstes verkündete Jürgen, dass Bea für die nächsten Wochen, solang das Boot an seinem Liegeplatz ist, im Boot schlafen und leben kann, wenn sie 12$ pro Tag an den Lockmaster (Aufseher des Hafens und Verantwortlicher für die Wasserschleuse) zahlt. Wow. Das geht nun echt über höfliche Gastfreundschaft hinaus. Ihr hättet mal Beas Gesicht sehen sollen. In der Werft hat sie uns immer erzählt, wie gern sie mal für ein paar Wochen in einem Boot schlafen würde. Jürgen hat ihr nun diesen Traum erfüllt. Als Zweites hat Jürgen uns dann zu einem Dinner bei sich zu Hause eingeladen. Und zum Schluss kam dann das Unglaubliche. Jürgen sagte, wenn wir noch etwas in Darwin bleiben und ihm in naher Zukunft nochmal umsonst für ein paar kleinere Malerarbeiten und sonstige Arbeiten am Boot helfen, dann will er uns ein wenig in die Geheimnisse des Segelns einweihen und Roarie, Bea und mich als seine Crew mit auf einen richtigen Segeltrip nehmen. Habt ihr das gehört? Sagt mir, dass Jürgen das nicht ernst meint. Wenn Jürgen eines kann, dann, wie man andere Menschen glücklich macht und ihnen die Sprache verschlägt. Nein, im Ernst, deshalb liebe ich Australien. Du kennst die Menschen hier seit gerade einmal 2 Tagen, aber die Atmosphäre ist so liebevoll und die Leute hier sind so uneigenützig. Ich war echt schon am überlegen Jürgen die 360$ für die Arbeit am Boot zurückzugeben, denn er hat mir 3 wunderbare Tage beschert.

Auf geht's wieder ins Wasser



Die Wasserschleuse von Cullen Bay zum Meer




Arrrrrrr ... Ich als Steuermann


Die Bootsbauer Crew
Roarie, Bea, ich und Juergen im Hintergrund


Relaxt :)



Durch Darwins Mangrovenwaelder



Eine Krokodilfalle


Roarie und ich in luftigen Hoehen



Angelegt in Tipperary Waters



Morgen, am Dienstag, geht es allerdings wieder zurück in die Realität. Container ausladen. Ich hasse diesen Job. Das genaue Gegenteil von dem Schiffsbaujob. Es wird Zeit wohl nochmal ein paar andere Optionen zu prüfen. Dass man hier viel bessere Jobs finden kann, haben mir die letzten Tage gezeigt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen