Seiten

.

.

Donnerstag, 9. August 2012

Darwin Cup Day

Und es passierte schon wieder etwas Überraschendes. Letzten Freitag war ich wie gewohnt beim Container ausladen auf Arbeit. Dann hat uns Pete, unser Supervisor, erzählt, dass am Montag mal wieder Public Holiday (Feiertag) ist. Es ist unglaublich wie viele Feiertage die hier in Australien haben. Und jetzt kommt das Beste. Ganz Darwin hat frei, damit sie zu einem Pferderennen gehen können. Ja, einem Pferderennen. Dem Darwin Cup Day. In Deutschland wäre ich froh gewesen über so viele Feiertage, aber hier ist jeder Tag des Nicht-Arbeitens ein verschenkter Tag, an dem man keinen einzigen Cent verdient. 

Ich habe mich auf ein langes Wochenende vorbereitet. Dann hat mir doch aber tasächlich Top End Consulting eine SMS geschrieben. Erinnert ihr Euch? Ich habe mich vor ca. 2 Monaten mal bei Top End Consulting registrieren lassen, weil sie Arbeitskräfte für den Darwin Carnival gesucht haben. Die hatten mich auch zwischenzeitlich mal angerufen. Abends 9:30 Uhr, ob ich nicht den nächsten Tag beim Ladies Day arbeiten könnte. Da ich aber leider kein weißes Hemd hatte, musste ich passen. Eigentlich dachte ich, dass sie ein wenig sauer auf mich waren und sich nie wieder melden würden. Naja, jedenfalls ist der Darwin Cup Day ein Teil des Carnivals und in der SMS wurde ich gefragt, ob ich am Montag für den Darwin Cup Day verfügbar wäre. Hey, das passt doch mal wieder wie die Faust aufs Auge. Am Montag haben wir frei im Lagerhaus wegen diesem Pferderennen und ausgerechnet auf diesem Pferderennen soll ich nun Montags arbeiten J Ich habe natürlich zugesagt. Am Samstag hat man mich dann nochmal angerufen und mir die Details für Montag gegeben. Also eines muss man Australien echt lassen. Die Türen zu sämtlichen Jobs scheinen dir hier offen zu stehen. Nachdem ich mich hier schon in einigen Bereichen versucht habe, ging es dieses Mal in einen komplett neuen Bereich mit dem ich vorher noch nie in Kontakt bekommen bin. Ich sollte an der Bar und als Kellner arbeiten. Wahnsinn. Das wollte ich schon immer mal machen. Nun habe ich die Chance auf diesem Pferderennen.
Sonntag habe ich mir dann noch das weiße Hemd gekauft. Schwarze Hose hatte ich ja schon und dann ging es Montag morgen auf zur Rennstrecke in Fannie Bay. Noch wusste ich nicht genau was meine Aufgabe sein wird. Wir mussten uns dann registrieren und haben Armbändchen bekommen. Und dann wurde es Ernst. Ich wurde im Centrefield in der Corporate Area eingesetzt. Das Centrefield ist der Teil innerhalb des  Kursovals wo sich australische Firmen Privatzelte gemietet haben (Corporate Area), um sich das Pferderennen anzuschauen. Also eine Art VIP Area. Ich wurde mit 2 Anderen für die Firma Geminex eingeteilt. Unsere Aufgabe bestand darin den insgesamt 66 VIP Gästen von Geminex Drinks (Bier, Wein, Longdrinks etc.) und kleines Fingerfood zu servieren. Ich war ziemlich nervös, denn es war mein erster Job in Australien, wo ich in direktem Kontakt mit Kunden treten musste. Und die Gäste waren keine 08/15-Gäste, es waren Gäste der gehobeneren Schicht Australiens. Puh, keine leichte Aufgabe, zumal ich das nie zuvor gemacht habe und auch noch relativ fließend in Englisch kommunizieren musste. Ok, der Startschuss ist gefallen für Job Nummer 5 in Darwin. Dieses Mal für Sebastian, den Kellner und Barkeeper.

Die ersten Gäste kamen und ich war ziemlich entzückt. Also die Australier haben echt Stil. Die Frauen in feinsten Kleidern, absolut „dressed up“, Federn und Blumen in den Haaren, die Männer mit feinen Hemden und Anzügen. Oh mein Gott, wo bin ich hier gelandet? Ich als kleiner armer Backpacker soll der High Society Australiens Drinks servieren? Challenge accepted ;) Ich setzte mein schönstes Lächeln auf für diesen Tag. Das Hemd noch einmal zurecht gerückt, Haltung angenommen und auf ging es. Schnell merkte ich, dass es gar nicht so schwer ist. Sätze wie „What would you like to drink?“, „ How can I help you?“ oder mein absoluter Lieblingssatz “You’re welcome” :D rutschten mir bald automatisch über die Lippen. Hauptsache immer schön freundlich sein und lächeln dabei. Die Australier sind ein absolut nettes Volk. Trotz des gehobeneren Niveaus hatten sie nichts auszusetzen, hatten keine Extrawünsche und waren die ganze Zeit absolut freundlich.  Eines fand ich aber absolut komisch. Unser Zelt war meiner Meinung nach soweit von der Rennstrecke entfernt, dass man die Pferderennen gar nicht live verfolgen konnte. Warum bezahlt eine Firma mehrere tausend Dollar für ein Zelt bei einem Pferderennen, wo eigentlich alle Gäste den ganzen Tag nur im Zelt mit Essen und Trinken beschäftigt sind und das eigentliche Rennen nur auf dem privaten Fernsehbildschirm im Zelt anschauen? Kann mir ja auch egal sein,  ohne die Spendierhosen dieser Firma hätte ich an diesem Tag ja auch kein Job gehabt. Im Laufe des Nachmittags floss natürlich immer mehr Alkohol und die Gäste wurden aufgeschlossener. Mittlerweile sprachen mich die Gäste von Geminex schon mit Vornamen an „Sebastian, kannst du bitte…“ Der Job war easy, wir waren überhaupt nicht richtig gefordert. Ich habe also mal wieder meine eigene kleine Herausforderung gesucht. Ich wollte irgendeinen der Gäste dazu bringen mir Trinkgeld zu geben. Das war keine leichte Aufgabe, weil die Firma ja auch schon für alles im Voraus bezahlt hatte. Ich habe mich also vor allem den Frauen im Zelt zugewendet und mein Charme spielen lassen. Immer wieder bin ich mit Weißwein, Rotwein, Champagner und Longdrinks vorbei gekommen und habe aufgefuellt, was das Zeug hält. Es schien aussichtlos. Aber dann, als die Gäste gerade dabei waren das Zelt zu verlassen, hat sich doch eine der Damen tatsächlich dazu durchgerungen mir 10$ Trinkgeld zu geben. Ich konnte es nicht glauben. 10$ sind nicht viel. Aber für mich ist das wie eine 1+ in der Schule. Ich habe nie gekellnert vorher, habe nie auf Englisch mit Kunden zu tun gehabt und nun honoriert eine Dame meine offensichtlich sehr charmante Freundlichkeit, mein Auftreten im Zelt und meine anscheinend doch mittlerweile ausgeprägteren Sprachkenntnisse mit 10$. Das ist fantastisch. Ich fühlte mich echt gut. Wieder mal einen Job im fernen Australien bravurös gemeistert :)
Es gab 23$ die Stunde. Ich habe also um die 200$ für diesen Tag bekommen. Das ist völlig OK, da ich ja zudem auch ein wenig von der Atmosphäre eines populären Pferderennens schnuppern durfte und nun endlich auch in meinen Lebenslauf schreiben kann, dass ich auch schon gekellnert habe. Die Atmosphäre hat mich ein wenig an die Australian Open in Melbourne erinnert. Die Australier sind absolute Sportfanatiker. Hier haben sie wieder tausende Dollar in Pferdewetten verzockt. In den Zelten hörte man manchmal nur eine gellendes „YES!!!“ oder ein dumpfes Raunen, wenn das Geld mal wieder zum Fenster herausgeschmissen wurde. 

Es war für mich eine echt schöne Erfahrung, weil es mal wieder etwas komplett Neues war. In was auch immer man sich mal versuchen möchte, hier in Australien, bekommst du die Chance dazu. Mittlerweile habe ich richtig Lust einfach mal jeden Job hier für ein paar Tage oder Wochen zu machen. 










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen