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Donnerstag, 2. August 2012

Ein Nomade zieht durch Darwin

Wenn man den letzten Post gelesen hat, dann könnte man glauben, dass ich die letzten Wochen nichts anderes gemacht habe als Formulare ausfüllen und die Zettelwirtschaft in den Griff zu bekommen. Dem war aber nicht so. Natürlich habe ich neben dem Streß mit der Bürokratie auch noch ein normales Leben gehabt. Und in den letzten Wochen hier in Darwin werden mir auch nochmal die schönen Seiten des Reisens gezeigt. 

Eines Nachmittags an einem Freitag hat mich Fabiana, mit der ich im Litchfield NP war, angerufen und gefragt, ob ich nicht Lust auf eine brasilianische Party am Mindil Beach hätte. Ein Nein als Antwort kam natürlich nicht in Frage. Ich sagte selbstverständlich zu. Und es war so schön. Ein Haufen lateinamerikanischer Leute, Samba und Reggae, Sandstrand, Sternenhimmel, Lagerfeuer, Schwarzlicht, BBQ und etwas zu trinken. 
An diesem Abend habe ich auch Miguel aus Portugal und Israel aus Spanien kennengelernt. Die beiden Arbeiten für eine deutsche Firma, die weltweit Squash-Courts baut. Ja richtig gehört, Squash-Courts. Die Beiden sind im Moment für ein paar Wochen in Darwin, um Squash-Courts zu bauen. Die deutsche Firma bezahlt natürlich alles. Das gemietete Haus, in dem die Beiden einquartiert sind, kostet die deutsche Firma 1000$ pro Woche. Dieses Kennenlernen und die Party war dann der Startpunkt für eine witzige Story der nächsten Tage. Da ich natürlich niemals mit Alkohol Auto fahre, hatte ich das Auto auf dem Grundstück von Israels und Miguels gemieteten Haus gelassen. Die beiden haben dann gesagt, dass ich dort Schlafen könnte, weil noch nicht alle Kollegen angekommen sind und sie ein Zimmer frei hätten. Ich habe also meine Matratze und Schlafzeug aus dem Auto geschnappt und hatte seit langem mal wieder ein Doppelbett und ein Zimmer für mich gaaaaanz allein. Traumhaft. Und alles völlig für umsonst. Am nächsten Tag hat mich Fabiana wieder angerufen und mir gesagt, dass sie mit Mirka (íhre finnische Freundin aus dem Hostel) bei den Jungs für ein paar Tage in das Zimmer einziehen werden. Und die Jungs hätten gefragt, ob ich nicht dort im Auto schlafen will, weil sie mich "ziemlich cool" fanden :D Ich könnte die Sanitäranlagen, Küche und Co benutzen. Nach ein wenig Überlegen habe ich dann zugesagt.
Und so kam es, dass ich für ein paar Tage in diesem Haus verbringen durfte. Es gab einen richtig großen Flatscreen TV, eine luxuriös ausgestattet Küche und besonders erwähnenswert, seit langem mal wieder eine richtig heiße Dusche :) Im Hostel und auf Arbeit ist das Wasser immer nur lauwarm. Oh, das war sooooo gut... Wir haben Abends dann immer zusammen gekocht und hatten echt viel Spaß. Es war schon irgendwie komisch. Ich lebte mit einem Spanier, einem Portugiesen, einer Brasilianerin und einer Finnin zusammen in einem 1000$-Haus-pro-Woche, dass von einer deutschen Squash-Firma finanziert wurde und ich hatte 0-Miete zu bezahlen. Lustig war auch, dass wir 5 verschiedene Nationalitäten hatten, keiner von uns ist Muttersprachler in Englisch und doch haben wir uns alle auf Englisch verständigt. Ein paar Wörter in Portugisisch, Spanisch und Finnisch wurden mir selbstverständlich auch vermittelt.
Nach ein paar Tagen bin ich dann aber wieder zu meinem üblichen Schlafplatz in Hidden Valley zurükgekehrt, weil ich mir doch irgendwie schlecht vorkam. Es ist nun mal das Haus der Jungs und irgendwie fühlte ich micht nicht gut dabei, jeden Tag dort "herumzuschmarotzen" und nichts zu bezahlen. Dann rief mich aber eines Abends wieder Fabiana an und fragte, ob ich wir nicht in Nightcliff (Vorort von Darwin) in eine Bar gehen wollen. Die Idee fand ich gut, aber da war ja wieder die Sache mit dem Drinken-und-Fahren. Fabiana hat mir dann erzählt, dass sie im Moment bei einer Freundin in Nightcliff schläft. Und dann hat so doch tatsächlich gesagt, ich könnte dort schlafen. Ich fühlte mich echt langsam wie ein Nomade. Aller paar Tage bei anderen Leuten zu Hause schlafen. Naja gut, warum nicht. Bin dann nach Nightcliff gefahren und habe letzendlich dort auch wieder 2 Nächte geschlafen. Das Haus war dieses Mal nicht ganz so prunkvoll. Aber alles ist besser als ein Hostel ;) Dieses Mal war ich in einer WG von australischen Studenten und Arbeitern gelandet. Wir durften dann in einer Art Abstellkammer übernachten. Mit meiner Matratze und Schlafzeug aus dem Auto war das schon fast wieder Luxus :D Auf Reisen lernst du einfach soviele nette Leute kennen und die Hilfsbereitschaft und Gastfreundlichkeit hier ist viel ausgeprägter als in Deutschland.

Mein zu Hause für ein paar Tage



Miguel, Israel, Fabiana und ich beim Dinner


Das war die Fünfte im Bunde: Mirka aus Finnland

Ein schönes BBQ darf natürlich in Australien auch nicht fehlen.




Und das war mein Schlafplatz in der australischen WG

 Die Planungen für den Roadtrip nach Broome sind auch auf Hochtouren. Ich habe zum einen Stefan, einen Holländer getroffen, der mich gefragt hat, ob wir nicht im Konvoi fahren wollen. Wir haben uns nun darauf geeinigt, dass wir definitiv am 13. oder 14.August aufbrechen werden, also nochmal eine Woche später als geplant. Das ist aber OK, da ich auf Arbeit im Moment ziemlich viele Container auszuladen habe und ich pro Woche bis zu 1300$ machen kann. Dann hat sich Erin, eine 19-jährige Kanadierin bei mir gemeldet, die großes Interesse am Roadtrip gezeigt hat. Leider ist sie zur Zeit noch in Sydney, so dass wir uns nicht persönlich treffen konnten. Sie hat mir aber am Telefon schon so gut wie zugesagt. Stefan ist auch noch auf der Suche nach Travelmates. Wir werden dann wahrscheinlich den Weg nach Broome mit 2 Autos und insgesamt 7 Leuten beschreiten. Ich glaube jetzt schon, dass es die bis jetzt schönste Zeit in Ausralien werden wird. Absolute Freiheit!
Als ich Stefan dann ein zweites Mal getroffen hatte, konnte ich mein Glück mal wieder nicht fassen. Er hat mir mal nebenbei so erzählt, dass er in Holland in Ferienjobs beim Mechaniker gearbeitet hat und die generellen Checks mit durchegführt hat. Diese Möglichkeit ließ ich mir nicht entgehen. Ich habe ihn gleich mal zu meinem Auto geschleift ;) Wie ich mich mit der Technik auskenne, wisst ihr ja ;) Er hat mir dann erstmal unter der Motorhaube agezeigt, wo ich was finden kann. Für mich sieht da ja ein Teil wie das andere aus :D Und dann hat er doch tatsächlich zugestimmt, dass wir, bevor wir nach Broome aufbrechen, einen Self-Service am Auto machen. Ich brauche nur die Teile kaufen, wie Ölfilter etc. und dann macht er mir den Service völlig für umsonst. Wahnsinn. Öl und Ölfilter wechseln. Kühlflüssigkeit auffüllen, Bremsen checken, Luftfilter und Zündkerzen säubern und was auch sonst noch immer. Was besseres kann mir doch gar nicht passieren vor einem Offroad-Roadtrip. Ich bekomme einen kostenlosen Check und habe auf dem Roadtrip auch noch einen halb ausgebildeten Mechaniker dabei. Sensationell. 

Auf Arbeit ist auch endlich mal was Spektakuläres passiert. Sonst ist die Arbeit ja immer recht eintönig, aber heute ist dann endlich mal was Aufregendes passiert. Als wir den neuen Container geöffnet haben, hörte ich nur ein ungutes Geräusch und die nächste Sekunde sehe ich nur noch Palletten und mehr als zwei Dutzend Bierkartons, gefüllt mit wahrscheinlich mehreren hundert Bierdosen, nach vorne krachen. Dann gab es einen ziemlich lauten Knall. Überall rollten Bierdosen. Das Bier spritzte aus den Dosen in sämtliche Himmelsrichtungen. Überall roch es nach Bier. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Nur das es keine Soldaten gab, sondern zerplatzte Bierdosen und aufgerissene und aufgeweichte Bierkartons überall. Schade, dass ich davon nicht mal ein Bild gemacht habe :D Es war sehr amüsant. Für die Firma eher weniger. Das waren bestimmt Bierdosen im Wert von mehreren hundert Dollar. Aber die Köpfe werden dafür bei den Jungs rollen, die den Container nicht sicher genug beladen haben hehe... Dabei haben wir noch Glück gehabt, dass es nur Bierdosen und nicht Glasflaschen waren. Das wäre eine ziemliche Sauerei gewesen, wenn überall Glasscherben herumgelägen hätten.. Einen neuen Rekord haben wir auch aufgestellt. 2 Container in 1:54 Std. Das macht 73$ pro Stunde. Australien ist echt verrückt!!! Da der Zeitplan im Moment ziemlich eng ist, laden wir teilweise sogar 5 Container am Tag aus. Und ich verdiene dabei knapp 350$ für gerade einmal 5-6 Stunden Arbeit. Das ist wahnsinnig. Das habe ich in Deutschland nicht mal ansatzweise verdienen können. So wie es aussieht, werde ich Darwin mit fast 6000$ verlassen können (+ Auto). Wenn ich noch die Steuerrückzahlung bekomme, habe ich wieder fast 10000$ auf meinem australischen Konto. NIE im Leben hätte ich gedacht, dass man hier in Australien solche "utopischen" Summen als Backpacker in gerade mal ein paar Monaten ansparen kann. Da der Euro ja derzeit auch echt ins bodenlose sinkt (für 1$ bekommt man nicht mal mehr 1,20€) wird es immer lukrativer mit australischen Geld nach Hause zukommen. Auch bin ich echt am überlegen, ob ich nicht das Geld meines deutschen Bankkontos auf das australische Konto überweise. Bei dieser Talfahrt des Euros ist mein Geld hier bald echt nichts mehr wert.

Jetzt sind es noch knappe 2 Wochen bis es endlich losgeht. Der Roadtrip nimmt langsam Gestaltung an und ich kann echt nicht mehr warten. Ich bin so AUFGEREGT :)

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