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Donnerstag, 29. März 2012

Ambitionierte Jobsuche und modernes Hostelleben

Es gibt nicht viel zu erzählen über meine Touri-Aktivitäten, da ihr ja wisst, dass ich auf Jobsuche bin. Also nutze ich mal die Zeit, um Euch etwas über die Jobsuche und das Hostelleben zu erzählen. 

Fast 2 Wochen suche ich nun nach einen Job. Es gibt hier viele Möglichkeiten nach Jobs zu suchen. Internetseiten wie Gumtree, Tageszeitungen in der Bibliothek, Recruitment Agencies, Schwarze Bretter in den Hostels oder einfach herumlaufen und hier und da mal nachfragen und seinen Lebenslauf aushändigen. Dürfte ja einfach sein! Denkt man aber auch nur. Da ist zum einen das Problem, dass ich nach einen Job suche, der für das 2nd Year Visa qualifiziert ist. Keine Angst liebe Freunde und Familie in Deutschland. Ich weiß noch nicht, ob ich das 2nd Year Visa dann auch nutze, aber man kann es ja erstmal haben. Dafür muss man aber in den Bereichen Farming (Farmarbeit), Fishing (Fischkutter), Pearling (Perlenfarmen), Tree Farming and Felling (Forstwirtschaft), Mining (Bergbau) oder Construction (Bau) für 3 Monate gearbeitet haben. Damit fallen leicht zu erbeutende Jobs hier in der Stadt, wie Kellner, Putzkraft und Ähnliches schon mal weg. Eben auch Labourjobs, also solche Arbeit, wie ich sie zum Beispiel in Melbourne im Lagerhaus gemacht habe. Zum anderen ist da das Problem, dass ich eben kein Muttersprachler bin und in vielen Bereichen keine Erfahrung habe. Mining fällt schon mal komplett weg, da du da als Backpacker sehr schwer reinkommst. Forstwirtschaft gibt es hier oben so gut wie gar nicht.

Zunächst wollte ich es also mal beim Pearling versuchen, da ich gehört und gelesen habe, dass man hier ziemlich viel Geld verdienen kann und unglaublich schöne Eindrücke sammeln kann. Ich habe mich also am zweiten Tag in Darwin auf zum Büro von Paspaley gemacht. Paspaley ist die größte Firma in Australien im Bereich Pearling. Ich hatte dort von Melbourne aus auch schon eine Onlinebewerbung hingeschickt, aber keine Antwort soweit erhalten. Im Büro hat man mir dann Bewerbungsformulare in die Hand gedrückt, die ich ausfüllen sollte. Ich habe sie ausgefüllt und mit meinem Lebenslauf wieder abgegeben. Dort haben sie mir allerdings gesagt, dass sie im Moment voll besetzt wären.
Nachdem ich die Unterlagen bei Paspaley abgegeben habe, bin ich mal zu einer Jobagentur speziell für Backpacker gegangen. Ich wollte mal fragen wie es im Bereich Farming aussieht. Farmarbeit geht immer. Zumindest war es so an der Ostküste und im Süden Australiens. Auch hier wurde ich eines Besseren belehrt. Dort wurde mir gesagt, dass es im Moment keine Farmarbeit gibt, da Regenzeit ist. Jeden Tag war ich zudem im Internet und habe nach Jobs geschaut, speziell auch nach Farmjobs. Ich muss sagen, hier oben ist echt tote Hose, was Farmarbeit angeht.
Als nächstes wollte ich es dann mal auf dem Bau versuchen. Dazu bin ich 3 Tage lang durch die Stadt gelaufen und habe so ziemlich jeder Recruitment Agency einen Besuch abgestattet. Der Tenor war jedoch immer derselbe: Ich benötige eine White Card, um auf dem Bau arbeiten zu können. Grrrrr L Die White Card ist eine Art Zertifikat, dass ich ein Sicherheitstraining durchlaufen habe. Diese Kurse kosten gleich mal wieder um die 130$. Es gibt auch Onlinekurse für 65$. Da muss ich dann aber wieder über eine Woche warten, bis ich die Karte erhalte bevor ich mich überhaupt bewerben kann. 

Ich muss zugeben, die Jobsuche ist jedesmal der absolut blödeste und frustrierendste Teil hier in Australien. Es ist einfach nur nervig. Fast 2 Wochen laufe ich jetzt schon hier in der Stadt herum und was habe ich erreicht? Nichts! Über eine Woche machst du nichts anderes als dir die Füße wund laufen und mit einem positiv wirkenden Lächeln potentielle Arbeitgeber anzusprechen und es passiert nichts. Das ist echt frustrierend. Ein absoluter Tiefpunkt. Dennoch habe ich mir einen Abend im Hostel gesagt: Nicht aufgeben, denn wenn ich einen Job bekomme, dann weiß ich wofür ich diesen Mist die ganzen Tage gemacht habe. Und genau das ist es, was Australien so schön macht. Du musst hier über dich hinauswachsen. Die Nadel im Heuhaufen suchen. Du bist hier in Sachen Jobs ein ganz klarer Außenseiter. Niemand hilft dir und du siehst die schwarze Zahl auf deinem Konto immer kleiner werden. Jeden Tag. Und dennoch musst du dich in Geduld und Optimismus üben. Leute, ich erfahre gerade, wie es sich anfühlt, wenn man einen Job sucht und keiner dich nimmt, weil du die Voraussetzungen nicht erfüllst. Mit dem Unterschied in Deutschland unterstützt dich der Staat und du kannst existieren. Hier liegt es einfach an dir selbst. Versagst du, Game Over. Gewinnst du, bist du Krösus. Naja schauen wir mal wie es weitergeht.

Der Nachteil der Jobsuche ist, dass dir die Zeit im Nacken sitzt. Jede Woche bezahlst du Hostel, du musst Essen und Trinken. Das sind jede Woche um die 250$ die du ausgibst, aber währenddessen nichts einnimmst. Ich mag schon gar nicht mehr auf das Konto schauen. 1900€, 1800€, 1700€ … AHHHHH! Mir ist auch letztens so aufgefallen, dass ich hier mehr für Hostels ausgebe als für die Monatsmiete in Deutschland. Der Durchschnittspreis in Australien für ein Hostel liegt bei 25$. Wenn man wirklich 30 Tage ununterbrochen im Hostel schläft sind das 750$. Das sind im Moment ca. 600€. 

Nach nunmehr fast 8 Monaten Hostelleben gewöhnt man sich an Einiges. Es stört dich nicht mehr, wenn jemand im Zimmer schnarcht, wenn die Sonne morgens mit voller Energie auf dein Zimmer scheint, wenn eine Kakerlake durch die Küche läuft, wenn dein Zimmer nach muffigen Arbeitsklamotten riecht, wenn deine Zimmerkollegen morgens um 5 betrunken nach Hause kommen und lautstarke Diskussionen führen, wenn die Asiaten die komplette Küche für eines ihrer ausgiebigen Buffets blockieren, wenn du dir eine Steckdose mit bis zu 8 Leuten teilst, wenn aus der Dusche nur lauwarmes Wasser kommt, wenn 4 Leute auf 8m² zusammenleben, von denen keiner einen besonders ausgeprägten Ordnungssinn hat, wenn die Klimaanlage nachts dein Zimmer auf gefühlte 10°C herunterkühlt und wenn du einfach alles mit jedem teilen musst. Hört sich alles negativ an. Aber ich liebe es. Das Hostelleben hat schon etwas Besonderes an sich. Es ist nicht dein zu Hause und trotzdem fühlst du dich heimisch. Du lebst spartanisch, bist aber trotzdem zufrieden, weil jeder hier so lebt. Keiner kennt sich und doch kennt sich jeder hier.
Es ist jedesmal toll in ein neues Hostel zu kommen. Du setzt dich auf die Terasse und nach 1-2 Tagen lernst du die ersten Leute kennen. Du gehst ab und zu gemeinsam Fußball spielen, zum Strand oder sonst wo hin, hängst aber trotzdem nicht 24Std. aufeinander. Das Hostelleben macht auch erfinderisch. Hier seht ihr mal mein Reich in Darwin. Ok, es ist nur ein Bett, aber es ist mein australisches zu Hause im Moment ;) 



 Die wollen hier manchmal abartig viel Geld für die Waschmaschine und den Trockner haben. Ok, um die Waschmaschine kommst du nicht herum. Den Trockner spar ich mir einfach und hänge die Sachen einfach nass an mein Bett auf Kleiderbügel. Jeder deutschen Hausfrau sträuben sich da wahrscheinlich die Haare, aber hier sparst du Geld und die Sachen sind nach 1-2 Tagen auch trocken. Dein Bett ist hier nicht nur einfach EIN Bett. Es ist dein Schlafraum, dein Wohnzimmer, dein Arbeitszimmer, dein Lagerhaus, einfach Alles in Einem. Jeder versucht immer eines der unteren Betten zu ergattern, weil du das Metallgerüst besser nutzen kannst, um z.b. etwas aufzuhängen (wie man auf dem Bild sieht) und weil du unter deinem Bett noch ein wenig Stauraum hast. Oben Schlafen ist meist auch mit Quietschen verbunden. Das Handylicht ist in der Nacht dein bester Freund, wenn andere bereits schlafen. Oropax sind manchmal auch von Vorteil. Insgesamt arrangiert man sich ganz gut und ich hatte bis jetzt auch nie wirkliche Probleme mit Jemandem auf dem Zimmer gehabt.

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