Es gibt nicht viel zu erzählen über meine Touri-Aktivitäten,
da ihr ja wisst, dass ich auf Jobsuche bin. Also nutze ich mal die Zeit, um
Euch etwas über die Jobsuche und das Hostelleben zu erzählen.
Fast 2 Wochen suche ich nun nach einen Job. Es gibt hier
viele Möglichkeiten nach Jobs zu suchen. Internetseiten wie Gumtree,
Tageszeitungen in der Bibliothek, Recruitment Agencies, Schwarze Bretter in den
Hostels oder einfach herumlaufen und hier und da mal nachfragen und seinen
Lebenslauf aushändigen. Dürfte ja einfach sein! Denkt man aber auch nur. Da ist
zum einen das Problem, dass ich nach einen Job suche, der für das 2nd Year Visa
qualifiziert ist. Keine Angst liebe Freunde und Familie in Deutschland. Ich
weiß noch nicht, ob ich das 2nd Year Visa dann auch nutze, aber man kann es ja
erstmal haben. Dafür muss man aber in den Bereichen Farming (Farmarbeit),
Fishing (Fischkutter), Pearling (Perlenfarmen), Tree Farming and Felling (Forstwirtschaft),
Mining (Bergbau) oder Construction (Bau) für 3 Monate gearbeitet haben. Damit
fallen leicht zu erbeutende Jobs hier in der Stadt, wie Kellner, Putzkraft und
Ähnliches schon mal weg. Eben auch Labourjobs, also solche Arbeit, wie ich sie
zum Beispiel in Melbourne im Lagerhaus gemacht habe. Zum anderen ist da das
Problem, dass ich eben kein Muttersprachler bin und in vielen Bereichen keine
Erfahrung habe. Mining fällt schon mal komplett weg, da du da als Backpacker
sehr schwer reinkommst. Forstwirtschaft gibt es hier oben so gut wie gar nicht.
Zunächst wollte ich es also mal beim Pearling versuchen, da
ich gehört und gelesen habe, dass man hier ziemlich viel Geld verdienen kann
und unglaublich schöne Eindrücke sammeln kann. Ich habe mich also am zweiten
Tag in Darwin auf zum Büro von Paspaley gemacht. Paspaley ist die größte Firma
in Australien im Bereich Pearling. Ich hatte dort von Melbourne aus auch schon
eine Onlinebewerbung hingeschickt, aber keine Antwort soweit erhalten. Im Büro
hat man mir dann Bewerbungsformulare in die Hand gedrückt, die ich ausfüllen
sollte. Ich habe sie ausgefüllt und mit meinem Lebenslauf wieder abgegeben. Dort
haben sie mir allerdings gesagt, dass sie im Moment voll besetzt wären.
Nachdem ich die Unterlagen bei Paspaley abgegeben habe, bin
ich mal zu einer Jobagentur speziell für Backpacker gegangen. Ich wollte mal
fragen wie es im Bereich Farming aussieht. Farmarbeit geht immer. Zumindest war
es so an der Ostküste und im Süden Australiens. Auch hier wurde ich eines Besseren
belehrt. Dort wurde mir gesagt, dass es im Moment keine Farmarbeit gibt, da
Regenzeit ist. Jeden Tag war ich zudem im Internet und habe nach Jobs geschaut,
speziell auch nach Farmjobs. Ich muss sagen, hier oben ist echt tote Hose, was
Farmarbeit angeht.
Als nächstes wollte ich es dann mal auf dem Bau versuchen.
Dazu bin ich 3 Tage lang durch die Stadt gelaufen und habe so ziemlich jeder
Recruitment Agency einen Besuch abgestattet. Der Tenor war jedoch immer
derselbe: Ich benötige eine White Card, um auf dem Bau arbeiten zu können.
Grrrrr L
Die White Card ist eine Art Zertifikat, dass ich ein Sicherheitstraining
durchlaufen habe. Diese Kurse kosten gleich mal wieder um die 130$. Es gibt
auch Onlinekurse für 65$. Da muss ich dann aber wieder über eine Woche warten,
bis ich die Karte erhalte bevor ich mich überhaupt bewerben kann.
Ich muss zugeben, die Jobsuche ist jedesmal der absolut
blödeste und frustrierendste Teil hier in Australien. Es ist einfach nur
nervig. Fast 2 Wochen laufe ich jetzt schon hier in der Stadt herum und was
habe ich erreicht? Nichts! Über eine Woche machst du nichts anderes als dir die
Füße wund laufen und mit einem positiv wirkenden Lächeln potentielle
Arbeitgeber anzusprechen und es passiert nichts. Das ist echt frustrierend. Ein
absoluter Tiefpunkt. Dennoch habe ich mir einen Abend im Hostel gesagt: Nicht
aufgeben, denn wenn ich einen Job bekomme, dann weiß ich wofür ich diesen Mist
die ganzen Tage gemacht habe. Und genau das ist es, was Australien so schön
macht. Du musst hier über dich hinauswachsen. Die Nadel im Heuhaufen suchen. Du
bist hier in Sachen Jobs ein ganz klarer Außenseiter. Niemand hilft dir und du
siehst die schwarze Zahl auf deinem Konto immer kleiner werden. Jeden Tag. Und
dennoch musst du dich in Geduld und Optimismus üben. Leute, ich erfahre gerade,
wie es sich anfühlt, wenn man einen Job sucht und keiner dich nimmt, weil du
die Voraussetzungen nicht erfüllst. Mit dem Unterschied in Deutschland
unterstützt dich der Staat und du kannst existieren. Hier liegt es einfach an
dir selbst. Versagst du, Game Over. Gewinnst du, bist du Krösus. Naja schauen
wir mal wie es weitergeht.
Der Nachteil der Jobsuche ist, dass dir die Zeit im Nacken
sitzt. Jede Woche bezahlst du Hostel, du musst Essen und Trinken. Das sind jede
Woche um die 250$ die du ausgibst, aber währenddessen nichts einnimmst. Ich mag
schon gar nicht mehr auf das Konto schauen. 1900€, 1800€, 1700€ … AHHHHH! Mir
ist auch letztens so aufgefallen, dass ich hier mehr für Hostels ausgebe als
für die Monatsmiete in Deutschland. Der Durchschnittspreis in Australien für
ein Hostel liegt bei 25$. Wenn man wirklich 30 Tage ununterbrochen im Hostel
schläft sind das 750$. Das sind im Moment ca. 600€.
Nach nunmehr fast 8 Monaten Hostelleben gewöhnt man sich an
Einiges. Es stört dich nicht mehr, wenn jemand im Zimmer schnarcht, wenn die
Sonne morgens mit voller Energie auf dein Zimmer scheint, wenn eine Kakerlake
durch die Küche läuft, wenn dein Zimmer nach muffigen Arbeitsklamotten riecht,
wenn deine Zimmerkollegen morgens um 5 betrunken nach Hause kommen und
lautstarke Diskussionen führen, wenn die Asiaten die komplette Küche für eines
ihrer ausgiebigen Buffets blockieren, wenn du dir eine Steckdose mit bis zu 8
Leuten teilst, wenn aus der Dusche nur lauwarmes Wasser kommt, wenn 4 Leute auf
8m² zusammenleben, von denen keiner einen besonders ausgeprägten Ordnungssinn
hat, wenn die Klimaanlage nachts dein Zimmer auf gefühlte 10°C herunterkühlt
und wenn du einfach alles mit jedem teilen musst. Hört sich alles negativ an.
Aber ich liebe es. Das Hostelleben hat schon etwas Besonderes an sich. Es ist
nicht dein zu Hause und trotzdem fühlst du dich heimisch. Du lebst spartanisch,
bist aber trotzdem zufrieden, weil jeder hier so lebt. Keiner kennt sich und
doch kennt sich jeder hier.
Es ist jedesmal toll in ein neues Hostel zu kommen. Du setzt
dich auf die Terasse und nach 1-2 Tagen lernst du die ersten Leute kennen. Du
gehst ab und zu gemeinsam Fußball spielen, zum Strand oder sonst wo hin, hängst
aber trotzdem nicht 24Std. aufeinander. Das Hostelleben macht auch
erfinderisch. Hier seht ihr mal mein Reich in Darwin. Ok, es ist nur ein Bett,
aber es ist mein australisches zu Hause im Moment ;)
Die wollen hier manchmal abartig viel Geld für die
Waschmaschine und den Trockner haben. Ok, um die Waschmaschine kommst du nicht
herum. Den Trockner spar ich mir einfach und hänge die Sachen einfach nass an
mein Bett auf Kleiderbügel. Jeder deutschen Hausfrau sträuben sich da
wahrscheinlich die Haare, aber hier sparst du Geld und die Sachen sind nach 1-2
Tagen auch trocken. Dein Bett ist hier nicht nur einfach EIN Bett. Es ist dein
Schlafraum, dein Wohnzimmer, dein Arbeitszimmer, dein Lagerhaus, einfach Alles
in Einem. Jeder versucht immer eines der unteren Betten zu ergattern, weil du
das Metallgerüst besser nutzen kannst, um z.b. etwas aufzuhängen (wie man auf
dem Bild sieht) und weil du unter deinem Bett noch ein wenig Stauraum hast.
Oben Schlafen ist meist auch mit Quietschen verbunden. Das Handylicht ist in
der Nacht dein bester Freund, wenn andere bereits schlafen. Oropax sind manchmal auch von Vorteil.
Insgesamt arrangiert man sich ganz gut und ich hatte bis jetzt auch nie
wirkliche Probleme mit Jemandem auf dem Zimmer gehabt.
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