Bevor ich zum eigentlichen Thema dieses Beitrags komme,
erzähle ich mal, was die letzten Tage passiert ist. Im Moment sitze ich im
Flieger nach Manila (Philippinen) und schlürfe gemütlich ein Bier. Mir geht es
gut. Das Bier ist allerdings bitternötig, denn die letzten Tage waren sehr
aufregend und es gab die ein oder andere Überraschung. Vor 4 Tagen habe ich Koh
Rong verlassen. Ich wollte die Insel gar nicht mehr verlassen, so toll war es
dort. Ich kann es nur noch einmal wiederholen. Koh Rong ist der geilste Ort, an
dem ich in 6 Monaten in Südostasien war. Nach einer Nacht in Sihanoukville ging
es auf eine elendig lange Fahrt. Wenn ihr mir eines glauben könnte, ich bin
sooo froh, dass das die letzte Fahrt in einem Langstreckenbus und Minivan war.
Man arrangiert sich ja mit so einigem, aber nach den ganzen Fahrten durch
Thailand, Laos und Kambodscha bin ich echt froh mal wieder auf einem im
Vergleich dazu luxuriösen Flugzeugsitz Platz zu nehmen. Es ging 14 Stunden
direkt von Sihanoukville nach Bangkok. Nachdem mir an der Grenze die ganzen
Gauner mal wieder Geld aus der Tasche ziehen wollten, wurden wir auf der
thailändischen Seite in einen Minivan verfrachtet, der selbstverständlich
wieder bis zum Bersten mit Menschen und Gepäck gefüllt war. Keine Klimaanlage
und null Beinfreiheit. Als ich dann das Schild „Bangkok 395km“ gelesen habe,
konnte ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und das
Backpackerdasein verfluchen. Haha, das Leben ist schon manchmal echt hart.
Gequälte 6,5 Stunden später sind wir ENDLICH in Bangkok angekommen. Frühs um 7
losgefahren und abends um 9 angekommen. Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich
ganz schön müde war. Aber der Tag war noch nicht vorbei.
Ich hatte komplett vergessen, dass asiatisches Neujahr ist
und in Bangkok das Songkran Festival gefeiert wird. An sich nichts Schlimmes,
wenn da nicht tausende Menschen mit Wasserpistolen, Eimern und Gartenschläuchen
durch Bangkok ziehen würden. Ja, zum Songkran Festival gibt es in Bangkok eine
absolut wahnsinnige Wasserschlacht. Jeder bespritzt jeden. Ich habe noch nie so
eine Verschwendung an Wasser gesehen. Jedenfalls war mein Busfahrer so schlau
und hat uns an der Khao San Road herausgelassen, was nicht nur Lichtjahre von
meinem Hostel entfernt war, sondern auch in mitten der Wasserschlachten war.
Idiot. Nach 14 Stunden Fahrt durfte ich mir also erstmal ein paar Wasserduschen
abholen. Mit meinen 2 Backpacks habe ich mich dann irgendwie auf ein Motorrad gehieft
und konnte entfliehen. Der Tag war aber noch immer nicht vorbei. Im Hostel sah
ich jede Menge überdimensionale Wasserpistolen herumliegen. Das konnte ich mir
natürlich nicht entgehen lassen. Nach einer Dusche und meiner ersten richtigen
Mahlzeit an diesem Tag, ging es bewaffnet mit Unmengen an Wasser in die „Wasserschlachtmeilen“
von Bangkok. Es war einfach nur genial. Ich spritze einfach jeden direkt ins
Gesicht und bekam die dreifache Ladung zurück. Nach nicht einmal 20 Minuten war
ich komplett durchnässt. Wenn ihr die Chance habt mal zum Songkran Festival zu
gehen, es macht mordsmäßig viel Spaß. Die Straßen sind regelrecht überflutet. Überall
stehen Wassertonnen zum nachladen und auf den großen Livebühnen Tanzen die
Leute vollkommen durchnässt. Am Ende hat Ben, einer der Hostelbesitzer, dann
eine ganzen Karton voll Wasserflaschen gekauft und ich habe dem Tuk Tuk Fahrer
300 Baht gegeben, dass er uns einfach ein wenig durch Bangkok fährt. Ben und
ich hatten soviel Wasser auf dem Tuk Tuk und wir haben einfach JEDEN auf
unserem Weg und während des Fahrens nass gemacht. Manchmal haben Leute uns hart
getroffen mit Gartenschläuchen, die einem halben Wasserwerfer gleichten. Ich hatte
soviel Spaß und habe mich fast zu Tode gelacht. Letztes Mal hat mich Bangkok mit einem
Aufstand überrascht und dieses Mal damit. Bangkok ist immer für eine
Überraschung gut. Darum mag es wohl auch so gern hier.
Gestern wollte ich mir dann eigentlich noch den Royal Palace
anschauen. Daraus wurde aber nichts, da ich mal wieder überrascht wurde. 33
Monate habe ich es irgendwie geschafft, meine 3 wichtigsten Dinge (Kreditkarte,
Reisepass, Laptop) nicht zu verlieren. Nun 3 Wochen bevor ich nach Hause gehe,
war es soweit. Fragt mich nicht wie, aber die Kreditkarte war weg. Da war der Tag
natürlich gelaufen. Zum Glück habe ich noch meine EC-Karte dabei. Mit der wird
das Geld abheben zwar ganz schön teuer, aber es sind ja nur noch 3 Wochen. Mit
meinen letzten Bahts habe ich heute morgen gerade noch so den Zug zum Flughafen
bezahlen können. Hoffe ihr versteht, dass ich mir nach all den Überraschungen
gerade ein Bier im Flieger gegönnt habe.
So nun aber zu dem, was ich hier eigentlich schreiben will.
Ich bin zwar jetzt noch knapp 3 Wochen in den Philippinen, aber ich möchte trotzdem
ein Fazit über Südostasien ziehen. Über 6 Monate bin ich jetzt schon in
Südostasien unterwegs. Und es ist einfach eine andere Welt. Bali und Thailand
sind zurecht die Touristenorte schlechthin. Die Philippinen locken mit
einmaligem Inselleben. Und Laos und Kambodscha geben einem einen einmaligen authentischen
Einblick in die die Kultur und Geschichte eines Entwicklungslandes.
Alle Länder
haben traumhafte Orte, was diese ganzen Länder letztendlich zu etwas besonderen
macht, ist das Leben und die Menschen hier. Es war meine erste Erfahrung in
Entwicklungs- und Schwellenländern überhaupt. Der Lebenstil hier fernab von
westlichem Luxus ist einfach super interessant, aber darüber hinaus auch nicht
einfach. Die vollgestopften Straßen, die unhygienischen Essensstände, die
unzähligen Stromleitungen, die Ladyboys, die unnachgiebigen Tuk-Tuk-Fahrer, der
Müll und Plastik überall, der Smog, die Verkehrsstaus. All das und vieles mehr
macht Südostasien zu einer ganz besonderen Erfahrung und trotzdem sind es die
Gründe, weshalb ich niemals hier leben könnte. Die ständige Hektik in den
Städten, die Unorganisiertheit des Transports, die Einfachheit der Behausungen,
die Armut auf den Straßen. Nein, das wäre kein Lebensstandard für mich. Da
merkt man einfach, dass da Industrieländer noch einen großen Schritt voraus
sind. Der Charme jedoch bleibt.
Ich hatte die Parties meines Lebens. Bei
manchen kann ich im Nachhinein immer noch einfach nur den Kopf aus Unglaube
schütteln. Eimer mit Alkohol und sogar Drogen werden hier auf den Straßen
verkauft, als sei es das Normalste auf der Welt. Es ist lustig, jeder weiß um die Eigenheiten
in Südostasien, und doch liebt sie jeder, weil es diese Eigenheiten sind, die
Südostasien zu dem macht, was es ist. Die hunderttausend Tempel, die
Bambushütten, der Dschungel, die Wasserfälle, die Palmen. Man kann es
irgendwann nicht mehr sehen. Und doch ist es genau das, weshalb jeder hierher
kommt.
Und ALLES ist so günstig. Wenn man sich irgendwann mal was
gönnen wollte, hier denkt man nicht nach über das Geld, hier macht man einfach,
worauf man Lust hat. Ich habe hier einfach soviel unternommen, weil es so
billig ist. Das fängt beim Mieten eines Scooters an und hört beim Essen in
einem richtigen Restaurant auf. Lust auf Elefanten? Kein Problem. Lust auf
Tauchen? Kein Probelem. Lust auf Ziplining? Lust auf Heuschrecken und Würmer?
Kein Problem. In Südostasien ist einfach Alles möglich.
Meine Zeit in Südostasien wird einfach unvergesslich
bleiben. Seien es Strände, Abenteuer im Dschungel, die Megacitys oder die
idyllischen Inseln mit den wildesten Partys. Die Reise in ein Gebiet geprägt
von Armut und Reichtum, Prunk und Leid, unberührter Natur und erstickender
Städte, devotem Buddhismus und freizügigen Partys war es auf jeden Fall wert.
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